BR-KLASSIK

Er wurde auf einen Schlag berühmt - der britische Musiker Sheku Kanneh-Mason. Inzwischen hat er sich längst aus dem Image des Royal-Wedding-Cellisten herausgespielt. Derzeit ist er mit seiner Schwester Isata am Klavier auf Tournee.

Authentisch und jung zu sein, das ist in der Klassik-Szene unbezahlbar, wirkt der Konzertbetrieb doch bisweilen etwas angestaubt. Das klassisch-romantische Kernrepertoire in Abo-Konzerten lockt eher selten junges Publikum. Und so ist die Natürlichkeit, mit der der junge britische Cellist Sheku Kanneh-Mason etablierte Konzertstrukturen aufbricht, für viele bestechend. Seine Musik interessiert ein Publikum, das weit größer ist, als das übliche.

Berühmt nach der Royal Wedding

Sheku Kanneh-Mason spielt mit seinen CD-Verkäufen und seinen jährlichen Auftritten bei den BBC Proms eher in der Liga des Mainstream-Popmarkts. Sein Auftritt bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle machte ihn prominent. Klassische Musik in ihrer Komplexität und deren Komponist*innen nimmt er aber ernst - und beschäftigt sich mit bewusst mit Stücken, die nicht zu den Top-Titeln der Klassik zählen: Zuletzt veröffentlichte er ein Album mit Stücken von Samuel Barber und Sergei Rachmaninow.

Wohnzimmerprobe mit Tee-Pause in der Küche

Als Kind und Jugendlicher erlebte Sheku Kanneh-Mason statt Crossover eher ein biedermeierliches Ideal: wuchs mit sechs Geschwistern auf, spielte mit ihnen Hausmusik auf hohem Niveau. Eine Vertrautheit sei da entstanden, von der er jetzt profitiere, wenn er mit seiner Schwester Isata Kanneh-Mason am Klavier im Duo spielt, so Sheku Kanneh-Mason im Gespräch mit BR-KLASSIK. Am liebsten probe er in seiner Wohnung in London, erzählt er weiter, dort hätten sie nette Nachbarn und ein nettes Klavier und könnten Tee-Pausen in der eigenen Küche machen.

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Sheku and Isata Kanneh-Mason perform Bridge's Scherzo for Cello and Piano - Verbier Festival 2021

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Unverkrampft mit Schostakowitsch und Britten

Derzeit proben die Geschwister für die aktuelle Tournee ein Programm mit Ludwig van Beethoven, Frank Bridge, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Brittens Cello-Sonate in C-Dur - eher kein biedermeierliches Kammermusikprogramm. Doch die Unverkrampftheit, mit der die beiden der Musik begegnen, verleiht auch den Werken von Schostakowitsch und Britten eine gewisse Leichtfüßigkeit.

Klassik auch für Menschen ohne Konzert-Abo

Diese Leichgtigkeit zeigt sich auch im Interview, wenn Sheku Kanneh-Mason Fragen nach diesen Stücken beantwortet. Statt komplizierter Analysen betont er im Gespräch mit BR-KLASSIK, dass er die Unterschiedlichkeit in den Stimmführungen genieße – bei manchen Stücken stehe das Klavier vorne, dann wieder er am Cello. Er genieße die verschiedenen musikalischen Farben, die Stimmungen. Direkt, nicht verkopft, das ist eine Herangehensweise, die sich auf die Musik überträgt und auf sein Spiel, und letztlich auf das Publikum. Doch Sheku Kanneh-Mason betont auch: Das sei alles Musik, die gut zu seinem persönlichen Stil auf dem Cello passe. Er weiß also genau, was er tut, entscheidet gezielt, spielt deshalb mit großer Sicherheit und öffnet so die Musik auch für Menschen, die sonst eher nicht ins Konzert gehen.

Sendung: "Allegro" am 20. Mai 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK