Der wegen sexueller Nötigung verurteilte Ex-Präsident der Münchner Musikhochschule Siegfried Mauser muss seine Haft antreten. Das hat das Landesgericht Salzburg nun entschieden. Ob Mauser weitere Versuche unternimmt, der Strafe zu entkommen, bleibt abzuwarten.
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Zum 1. Februar soll Siegfried Mauser seine Haft in Salzburg antreten. Das Salzburger Landesgericht, vor dem der Pianist und ehemalige Rektor der Münchner Musikhochschule zuletzt auf Haftunfähigkeit plädiert hatte, teilte dem 67-Jährigen mit, dass keine medizinischen Gründe vorlägen, die gegen eine Haft sprechen.
Mauser lebt mittlerweile in Salzburg. 2018 war er vom Landesgericht München I zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. 2019 bestätigte der Bundesgerichthof die Verurteilung wegen sexueller Nötigung in mehreren Fällen. Insgesamt vier Frauen hatten den gebürtigen Straubinger, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, wegen sexueller Nötigung angezeigt. 2016 und 2017 gab es dazu Prozesse. Mauser ging mehrmals in Revision, Anfang 2020 hätte er schließlich seine Haft in Landsberg antreten sollen. Mauser zog daraufhin nach Salzburg. Dort wurde ihm ein Haftbescheid der örtlichen Behörden zugestellt. Stattdessen legte er medizinische Gutachten vor, die seine Haftunfähigkeit bescheinigen sollten.
In Siegfried Mausers ehemaligem Münchner Umfeld schlug sein Fall Wellen. So erschien 2019 zu seinem 65. Geburtstag eine Festschrift, verfasst unter anderem von prominenten Mitgliedern der Bayerischen Akademie der schönen Künste wie Wolfgang Rihm oder Helmut Lachenmann. Besonders ein Satz im Vorwort dieser Schrift sorgte für Empörung. Die Taten des verurteilen Straftäters wurden mit der Formulierung "die Grenzen der bienséance überschreitender, weltumarmender Eros" schöngeschrieben. Die Akademie der Schönen Künste distanzierte sich von der Veröffentlichung, kurz zuvor war Mauser freiwillig aus der Akademie ausgetreten, nach dem sein Ausschluss öffentlich gefordert worden war.
Seit den ersten Vorwürfen gegen Siegfried Mauser schwindet sein Ansehen in der Musikwelt. Doch er fand auch berühmte Fürsprecher wie Hans Magnus Enzensberger. Die Frage nach Beurteilung seines künstlerischen Schaffens angesichts seiner Vergehen bleibt nach wie vor zu beantworten. Die Rechtslage ist jedoch seit dem ersten Urteil klar. Das hat nun das Landesgericht Salzburg erneut bestätigt, auch wenn Mauser seit seiner Verurteilung versucht, seinen Haftantritt hinauszuzögern beziehungsweise abzuwenden.
Sendung: "Allegro" am 19. Januar 2022, ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Freitag, 21.Januar, 09:00 Uhr
Andrea
'Berühmter Fürsprecher' mit abartign Aussagen
Hier sollte nicht unerwähnt bleiben, in welcher Art und Weise Herr Enzensberger sich "für" den Täter Mauser ausgesprochen hat - nachzulesen in Carolina Schwarz' Artikel der taz vom 21.01.2022. Nämlich schrieb dieser in einem Leserbrief der Süddeutschen: "Damen, deren Avancen zurückgewiesen werden, gleichen tückischen Tellerminen. Ihre Rachsucht sollte man nie unterschätzen."
Geht's noch, Herr Enzensberger???