Über hundert Alben hat Emma Kirkby während ihrer langen Karriere aufgenommen. Die Sopranistin gilt als Pionierin für die historische Aufführungspraxis der Alten Musik. Ihre Stimme verkörperte lange das Ideal für die Musik von Bach und Dowland. Am 26. Februar feiert die britische Sängerin ihren 75. Geburtstag.
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"Es gibt viele Stücke, von denen ich nie genug bekommen kann", sagt Emma Kirkby im aktuellen Interview mit BR-KLASSIK. Kein Wunder, dass die britische Sopranistin sich nur schwer auf einen Favoriten festlegen kann, denn in ihrer langen Karriere hat sie unzählige Lieder aufgenommen und live gesungen: Über 100 Schallplatten und CD's sind entstanden.
Die Leidenschaft zur Alten Musik entdeckt sie spätestens mit 14 Jahren: Emma Kirkby singt im Schulchor und verliebt sich in die Vokalmusik der Renaissance. Auch als sie beginnt, Altphilologie in Oxford zu studieren, singt sie nebenher in Chören. Einige ihrer Freunde besitzen historische Instrumente. Und so entdecken sie die Musik von Claudio Monteverdi, Guillaume Dufay und William Byrd – damals noch absolutes Neuland. Nach ihrem Uniabschluss arbeitet Emma Kirkby noch einige Jahre als Lehrerin. Montag bis Mittwoch ist sie an der Schule, ab Donnerstag widmet sie sich der Musik.
Es gibt viele Stücke, von denen ich nie genug bekommen kann.
"Klassik-Stars" am 26. Februar 2024 ab 18:05 Uhr: Barocke Arien und Werke von Barbara Strozzi bis Johann Sebastian Bach
Bildquelle: Miguel Barreto Daran gedacht, eine professionelle Laufbahn als Sängerin einzuschlagen, hat sie damals nicht. Aber nicht nur ihr eigenes Interesse an historischer Aufführungspraxis wuchs, sondern auch das des Publikums. Rückblickend sagt sie bescheiden, dass sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ganz untätig war sie allerdings nicht: 1971 gründet sie gemeinsam mit anderen Pionieren das Vokalensemble The Consort of Musicke. Die Monteverdi- und Dowland-Platten, die sie mit diesem Ensemble veröffentlicht, werden zu Referenzaufnahmen. So zum Beispiel auch das Lied "Flow my tears" von John Dowland. "Es gibt vielleicht andere Lieder, die unbekannter sind und die mich mehr begeistern, aber dieses Stück scheint bei vielen Menschen etwas auszulösen", sagt die Sopranistin im Gespräch. Es sei eben die Verkörperung der Melancholie.
Neben dem Vokalensemble beginnt Emma Kirkby ihre Karriere als Solistin – mit großem Erfolg. Ihre klare, helle Stimme verkörpert viele Jahrzehnte das Ideal der Alten Musik. Die Reinheit ihres Gesangs, in dem sie das Vibrato nur sparsam als Verzierung einsetzt, machen Emma Kirkby zur führenden Sopranistin im Bereich Renaissance und Barock. Zusammengearbeitet hat die britische Sängerin in ihrer Karriere mit allen großen Namen der Alten Musik-Szene, von Christopher Hogwood bis zum Freiburger Barockorchester.
Ich war einfach zur rechten Zeit am richtigen Ort.
Bildquelle: Emma Kirkby Nicht nur der Gesang begeistert sie an der Alten Musik, sondern auch die Instrumentierung. Einen persönlichen Liebling hat sie auch: "Es ist die Laute. Bei meiner ersten Begegnung war es so anders als alles andere, so inspirierend und wunderschön." Bei Konzerten sei jedoch Ruhe sehr wichtig, da die Laute mit Stille am besten interagiere. Dies kann auch zu intensiven Momenten führen: "Ich glaube, die Aufmerksamkeit eines positiv gestimmten Publikums kann die Akustik eines Raumes verändern, sie kann die Akustik sogar verbessern. Ich weiß nicht, was die Wissenschaft dahinter ist, um es erklären zu können, aber ich weiß, dass es wahr ist". Außerdem hat es ihr die Altgitarre mit 13 Saiten angetan. "Das sind magische Lieder, die man allein oder zu viert gemeinsam mit der Laute spielen kann. Eine ganz besondere Welt ist das."
Bescheiden geblieben ist Emma Kirkby, auch nachdem sie von der Queen 2007 in den Ritterstand erhoben wurde. Auf die Frage, was sie an ihrem 75. Geburtstag machen wird, sagt sie schlicht: "Nichts Großes". Sie wird im engeren Familienkreis feiern, ohne musikalische Begleitung. "Dieses Jahr gibt es nichts, aber vielleicht an meinem 80. Geburtstag".
Die Leute zeigen mir sehr deutlich, dass sie die Musik genießen
Sendung: "Allegro" am 23. Februar ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Montag, 26.Februar, 20:08 Uhr
Cvon schwanenflug
Glückwunsch zumgeburtstag
Fantastische Sängerin sehr besonderst