Von der Queen wurde die Grande Dame der Alten Musik als "Dame Commander of the Order of the British Empire" in den Ritterstand erhoben - wer ihre Stimme einmal gehört hat, hat eine Ahnung davon, wie es im Himmel klingt.
Bildquelle: Emma Kirkby
Emma Kirkby ist die Primadonna der Alten Musik. Ihre Stimme ist unverkennbar. Sie ist rein und klar, und da sie völlig ohne Vibrato geführt wird, klingt sie wie nicht ganz von dieser Welt. Emma Kirkby ist die große Diva des Barockgesangs - dabei hat die rotblond gelockte Sängerin so gar nichts Divenhaftes. Sie ist sympathisch und bescheiden. Obwohl sie schon als Kind viel singt, zieht sie eine Karriere als Sängerin zunächst nicht in Betracht. Sie studiert Altphilologie in Oxford.
"Zum Glück habe ich von Anfang an in Chören gesungen. Ich liebte das, ich genoss es sehr, und ich dachte, genau das würde ich für immer tun. Als Studentin traf ich schließlich in Oxford ein paar andere Leute, die bereits auf alten Instrumenten spielten und wir gründeten eine kleine Gruppe für Alte Musik, sangen Dufay, Josquin, Dowland und Monteverdi und verbrachten eine herrliche Zeit miteinander. Ich war aus Spaß an der Sache dabei. Schließlich sang ich auch noch in Andrew Parrots Taverner Choir. Ja, das waren wohl die ersten Eindrücke."
Nach dem Studium arbeitet Emma Kirkby als Lehrerin, doch wegen ihrer Liebe zur Alten Musik absolviert sie dann doch eine Gesangsausbildung in London. Danach schließt sie sich Anthony Rooley und dem Consort of Musicke sowie Christopher Hogwood und der Academy of Ancient Music an und startet ab Mitte der 70er Jahre eine weltweit erfolgreiche Solokarriere. Emma Kirkby prägt ein Stimmideal für Renaissance- und Barockmusik und arbeitet im Lauf der Jahre mit fast allen Spezialisten für Alte Musik zusammen, besonders eng mit London Baroque.
Über hundert Schallplatten und CDs hat Emma Kirkby eingespielt. Das Spektrum reicht von den mittelalterlichen Gesängen Hildegards von Bingen über Renaissance-Madrigale, Barock-Oratorien bis hin zu Mozart-Arien. Die britische Sopranistin bevorzugt kammermusikalische Besetzungen, da ihre Stimme dort am besten zur Geltung kommt. Und sie scheut sich nicht davor zu improvisieren und bei Verzierungen Töne zu singen, die gar nicht vom Komponisten notiert sind.
"Verzierungen sind eine sehr spontane Sache. Und es gibt die verschiedensten Stellen, an denen Verzierungen wirklich angebracht sind, denn irgendwie klingt die Schlusskadenz ohne nicht richtig. Aber für welche man sich auch entscheidet, man hört sie immer und immer wieder auf der CD, und man kann es bald nicht mehr hören. Das Problem ist fast unlösbar. Aber die Aufnahme hat schon ihren eigenen Wert."
Viel lieber als im Tonstudio singt Emma Kirkby vor Publikum. Erst im Konzert, in der direkten Auseinandersetzung mit dem Zuhörer, sieht sie den Geist der Alten Musik voll zum Leben erweckt. Doch egal, ob man Dame Emma Kirkby auf Tonträger hört oder live erlebt, die beliebte Britin ist eine herausragende Botschafterin ihrer Musik.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 5. Dezember 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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