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Neuer Spielort in München Das BRSO eröffnet einen Container im Werksviertel

Den Plänen für ein neues Konzerthaus in München hat Markus Söder zuletzt einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Dafür hat das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks nun schon mal einen alten Übersee-Container bezogen, unweit dem Ort, an dem das Konzerthaus entstehen soll. Der Container ist natürlich kein Ersatz. Vielmehr ein Begegnungsort, um dem Orchester nahe kommen zu können. Doch der auf Eis liegende Neubau im Werksviertel war auch das beherrschende Thema bei der Eröffnung des Containers.

Bei der Eröffnung des BRSO-Containers im Werksviertel | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann

Bildquelle: BR/Astrid Ackermann

Der Blick in den Himmel verrät mehr als gedacht. Dunkle Wolken tauchen immer wieder über dem Münchner Werksviertel auf. Es ist die Eröffnungsfeier des neuen Containers des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks im dortigen Container Collective. Sie wurde schon einmal wegen Regen verschoben. Und auch jetzt zeigt sich der Himmel nicht sehr verlässlich. Eine Situation, in der sich auch ganz gut die Frage nach einem neuen Konzerthaus für München in eben jenem Werksviertel spiegelt. Immerhin ist der Container des BRSO auch ein bisschen ein Vorbote für das Orchester im Werksviertel, ein bewusstes Zeichen ganz in der Nähe des Standorts für das geplante Konzerthaus. "Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks verankert damit seine Präsenz dort, wo das ikonische Konzerthaus geplant ist", sagte im Vorfeld der Eröffnung BR-Intendantin Katja Wildermuth gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, das Projekt infrage zu stellen.
BR-Intendantin Katja Wildermuth über das neue Konzerthaus im Werksviertel

Die Blechbläser des BRSO spielen vom Container-Dach

Bei der Eröffnung des BRSO-Containers im Werksviertel | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann Björn Wilhelm von der Programmdirektion Kultur bei der Eröffnung des BRSO-Containers im Münchner Werksviertel | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann So ist diese Eröffnungsfeier natürlich auch ein vehementes Werben für das neue Konzerthaus. Die Blechbläser des Orchesters zeigen ihren Einsatz musikalisch. Sie stehen auf dem Dach des Containers, manche in Lederhosen, andere in Alltagsklamotten. Doch nichts Volkstümliches oder Verstaubtes erklingt hier. Sondern jazzige Stücke von Chris Hazell. Nahbar, auch für die Menschen, die nicht hier sind, um mit dem Orchester die Containereröffnung zu feiern, sondern einfach ein Bier in der Bar gegenüber trinken. Und genau um solche Begegnungen geht es Björn Wilhelm von der Programmdirektion Kultur des Bayerischen Rundfunks: "Viele Menschen kommen zusammen, sehr ungezwungen. Es gibt Musik, es gibt Austausch." Dies sei genau das Gefühl, das mit dem neuen Konzerthaus und den Plänen für das BRSO verfolgt werden soll.

Das ist genau der Ort, an dem wir eine Explosion von Musik haben können – und sie teilen können und einen Austausch pflegen können mit allen möglichen Menschen.
Simon Rattle, designierter Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Simon Rattle spricht sich für das neue Konzerthaus in München aus

Ein Appell für das neue Konzerthaus kommt vom zukünftigen Chefdirigenten des BRSO, Sir Simon Rattle, per Instagram: "So viele wundervolle Menschen – angefangen mit Mariss Jansons – haben seit so vielen Jahren an dem Werksviertel-Projekt gearbeitet. Ich bin relativ spät dazu gekommen. Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich irritierend und britisch-positiv bin: Aber als ein Outsider ist es vielleicht einfacher zu sehen, wie spannend die Aussichten sind. Diese Gegend (Münchner Werksviertel, Anm. d. Red.) ist im Kommen. Vibrierend und lebendig. und bereits voll mit allen möglichen künstlerischen Aktivitäten. Das ist genau der Ort, an dem wir eine Explosion von Musik haben können – und sie teilen können und einen Austausch pflegen können mit allen möglichen Menschen."

Söders "Denkpause" passt nicht zu den Plänen des BRSO

Die gerade von Markus Söder verordnete Denkpause passt da natürlich überhaupt nicht dazu. Caroline Eckart legt als Vertreterin des Werksviertels die Vision eines Stadtviertels vor, in dem Kunst und Kultur auf Leben und Arbeiten trifft – abseits der Grenzen normativer Stadtentwicklung. Und Subkultur und Kreativität sind hier natürlich ganz anders verortet als etwa im Herkulessaal. Das neue Konzerthaus sei für sie ein Puzzlestück, das dazu gehört. "Unser innigster Wunsch ist, dass sich diese verschiedenen Publikume kennenlernen und merken, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind."

Graffiti-Künstler Loomit hat den BRSO-Container mitgestaltet

Bei der Eröffnung des BRSO-Containers im Werksviertel | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann Die Geigerin Lisa Batiashvili sprach sich bei der Eröffnung des BRSO-Containers für das neue Konzerthaus aus. | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann Beim neueröffneten BRSO-Container zeigt sich diese neue Verbundenheit schon im Aussehen. Ein alter Überseecontainer, innen eng, aber hell. Außen wild und bunt. Das bekannte Schwarz-Weiß der Konzertplakate ist hier buntem Graffiti-Style gewichen. Dafür verantwortlich ist Loomit – Urgestein der Münchner Sprayerszene, der seit den frühen Nullerjahren sein Atelier im Werkviertel hat, das damals noch Kunstpark Ost hieß. Zu dieser ganzen Popkultur soll also Klassik im großen Stil dazu kommen. Aber auch in kleinen Begegnungen, Gesprächen und Entdeckungen, die im Container stattfinden sollen. Doch auch abseits des Orchesters gibt es prominente Fürsprecher. Etwa die Geigerin Lisa Batiashvili.

Rückwärtsgehen geht gar nicht, vor allem heute nicht. Die Welt verändert sich zu schnell. Es gibt keine Alternative zu diesem Saal.
Lisa Batiashvili, Geigerin

Und auch wenn ein Wind aufkommt als die Blechbläser des Orchesters auf dem Dach des Containers wieder zu spielen beginnen, Regen bleibt an diesem Abend aus. Ob das Konzerthaus kommt oder nicht, der Weg klassische Musik frei von ihren eigentlichen Gewohnheiten zu denken, ist richtungsweisend.

Sendung: "Allegro" am 30, Juni 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Donnerstag, 30.Juni, 12:04 Uhr

Kaja Bergmann

Wer soll das zahlen?

Wünsche kann man viele haben ... aber man muss sie die halt auch leisten können! Will der BR ein eigenes Konzerthaus, soll er Sponsoren dafür finden! Warum soll die Allgemeinheit das bezahlen? Es gibt im Moment wahrlich wichtigere Dinge, die finanziert werden müssen als einen weiteren Konzertsaal in München; ich denke da an die Bekämpfung von Corona, die Unterstützung armer Menschen beim Kauf von Nahrungsmitteln, Unterstützung der Bürger in Sachen Mobilität und, und, und ...

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