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Terry Riley-Konzert in München Der Erfinder des Minimalismus

Terry Riley gilt als Begründer der Minimal Music. Mit der Uraufführung seines berühmtesten Stückes "In C" begann 1963 ein neues Kapitel der Musikgeschichte. Riley selbst hat sich allerdings nie als Minimalist bezeichnet, und es ist auch schwierig, ihn einer Musikrichtung zuzuordnen. Am Samstag widmet das Münchener Kammerorchester dem Komponisten ein Porträtkonzert in der Pinakothek der Moderne in München.

09.10.2018, Tschechien, Prag: The performance of Terry Riley's (pictured) essential work "In C" at the Strings of Autumn is exceptional in three ways: the composer himself personally in attendance, the interpretation by Paul HillierŽs Ars Nova Copenhagen, the atmosphere of the Vitkov Memorial in Prague, Czech Republic, October 9, 2018 | Bildquelle: picture alliance/Michaela Rihova/CTK/dpa

Bildquelle: picture alliance/Michaela Rihova/CTK/dpa

Es pulsiert, wie kleine Hammerschläge. Verschiedene rhythmische Muster, eines nach dem anderen. Sie wiederholen sich, überlagern sich, verschieben sich ineinander – bis ein diffuses Klanggewebe entsteht, gesponnen aus unzähligen Schichten. Das ist die Musik von Terry Riley. In seiner Heimat Kalifornien schreibt er Anfang der 60er Jahre "In C". Es ist die Geburtsstunde der Minimal Music.

"Ich habe mich für die Tonalität interessiert", sagt der mittlerweile 87-jährige Riley. "Als ich 'In C' schrieb, war tonale Musik überhaupt nicht in Mode. Im Gegenteil! Sie wurde als passé angesehen. 'In C' hat die Tonalität in der Musik wieder etabliert." Ein Schock für die Avantgarde! Terry Riley richtet sich gegen sie. Ähnlich wie La Monte Young, Steve Reich oder Philip Glass sucht Riley nach einer Musik, die unendlich wirkt. In der die Zeit still steht. Klänge wie in Trance.

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Terry Riley - In C (1964) | Bildquelle: orsaymusic (via YouTube)

Terry Riley - In C (1964)

Minimal Music ist demokratisch

Minimal Music, so wird die neue Musikrichtung genannt. Auch wenn sich Riley selbst nie als Minimalist bezeichnet – mit "In C" trifft er einen Nerv der Zeit: Flowerpower, Hippie-Bewegung, Freiheit. Er schreibt 53 Patterns, die um den Ton C kreisen – und überlässt es den Musikern, wie oft sie jedes dieser Muster wiederholen. So entsteht ein phasenverschobenes, komplexes Klanggebilde. "'In C' war für mich der Versuch, Demokratie in die Ensemblemusik zu bringen", sagt Riley. "In eine Musik, in der es keinen Dirigenten gibt, wo jeder zuhören und mit dem anderen zusammenspielen muss."

Komponistenporträt Terry Riley - Konzert in München

Samstag, 22. April 2023, 22:00 Uhr
Jubiläumskonzert "20 Jahre Nachmusik der Moderne"
Pinakothek der Moderne, München
Gyan Riley (Sohn von Terry Riley), Gitarre
Münchener Kammerorchester

Rhythmische, zeitverzögerte Loops vom Tonband und dazu Live-Improvisation, das ist Rileys Markenzeichen. Geboren am 24. Juni 1935 im kalifornischen Colfax, klimpert er schon früh nach, was er im Radio hört. Zwangsläufig beginnt er zu improvisieren. Jazz interessiert ihn, nordafrikanische Musik und später auch die indische Kultur. In den Siebziger Jahren studiert er bei Pandit Pran Nath indischen Raga-Gesang. "Mich hat das vor allem fasziniert, weil die emotionale Kraft total in der musikalischen Struktur liegt. So wie Pandit Pran Nath es vorträgt, ist es jedenfalls das Tiefsinnigste, was ich je gehört hatte."

Komponieren mit dem Weltall

In seinen eigenen Stücken verbindet Terry Riley die indische mit der westlichen Musikkultur. Diese Erfahrungen prägen ihn auch als Menschen. Riley strahlt eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit aus.  In den Achtziger Jahren beginnt er für das Kronos Quartet zu schreiben. Zahlreiche Streichquartette entstehen. Ein Höhepunkt: "Sun Rings", Anfang des Jahrtausends im Auftrag der NASA komponiert – mit vorproduzierten Klänge aus dem Weltall.

Die Pfade der Minimal Music hat Riley zu dieswer Zeit längst verlassen. Er lässt sich keiner Musikrichtung zuordnen. Er bleibt auf der Suche – nach einer kulturübergreifenden Musik. Auf der Bühne ist Riley auch jetzt mit Mitte 80 noch zu erleben, meist improvisierend am Klavier. Mit seinem langen weißen Rauschebart unverkennbar ein Kind der Sechziger. Und ein Neuerer, der nie stehengeblieben ist.

Sendung: "Piazza" am 22. April 2023, um 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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