Die Berliner Philharmoniker laden heute zu einem besonderen Konzert ein: Unter dem Motto "Gemeinsam für Menschlichkeit" ruft das Orchester zum Ende des Leids in Israel und im Gaza-Streifen auf. Chefdirigent Kirill Petrenko leitet den Abend, bei dem auch Thomas Hampson, Martha Argerich, Kirill Gerstein und viele andere auf der Bühne sein werden.
Bildquelle: EuroArts/Stephan Rabold
Der erste Solo-Bratscher der Berliner Philharmoniker Amihai Grosz stammt aus Israel. Seinen Neffen Ahmed haben die Terroristen der Hamas am 7. Oktober dieses Jahres aus dem Kibbuz nach Gaza verschleppt. Kurz nach seinem 16. Geburtstag wurde er freigelassen. "Sie haben ihm einmal am Tag etwas zu essen gegeben. Er durfte einmal pro Woche duschen, aber das furchtbarste war: Sie haben ihm erzählt, dass seine gesamte Familie ermordet wurde. Er hatte keine Ahnung, dass die Familie lebt. Und die Leute wussten, dass das nicht die Wahrheit ist", erzählt Amihai Grosz. Beim Benefizkonzert der Berliner Philharmoniker wird der Bratschist Max Bruchs Gebet "Kol nidrei" spielen.
Chefdirigent Kirill Petrenko leitet die Berliner Philharmoniker bei dem Benefizkonzert "Gemeinsam für Menschlichkeit". "Für mich ist das etwas ganz Besonderes, mit dem Orchester zu spielen, es ist sehr emotional. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, mit der Bedeutung des Anlasses so auf der Bühne zu stehen. ‚Kol nidrei‘ ist ein wunderbares Stück, um das Konzert zu beenden." Intendantin Andrea Zietzschmann hat in nur zehn Tagen ein Konzert mit vielen Weltstars organisiert: "Wir haben ganz modern eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Und die war aktiv von morgens neun Uhr bis nachts um vier Uhr. Es gab natürlich viele Absprachen zu treffen. Es war wirklich wie so ein Ping-Pong-Spiel."
Das Benefizkonzert der Berliner Philharmoniker beginnt am 20. Dezember um 16 Uhr. Es wird live auf verschiedenen Plattformen übertragen, unter anderem zeigt es der RBB im Videostream.
Thomas Hampson singt beim Benefizkonzert der Berliner Philharmoniker. | Bildquelle: Kirstin Hoebermann Thomas Hampson wird beim heutigen Konzert Gustav Mahler singen, Martina Gedeck rezitiert ein Friedensgedicht, und zwei Frauen aus Israel werden berichten. "Bei Eva, die sprechen wird, war ihre Tante in Geiselhaft. Sie wurde vor kurzem freigelassen, aber ihr Onkel befindet sich immer noch in Geiselhaft. Sie wird eine Rede halten bei diesem Konzert", so Zietzschmann. Außerdem werde noch eine weitere Person vor Ort sein, deren Schwester in Geiselhaft der Hamas war, aber glücklicherweise vor wenigen Tagen freigelassen wurde. "Die stehen sozusagen auch für die anderen Geiseln, die noch in Gefangenschaft sind. Für die ist das Konzert wichtig, um Gehör zu finden, eine Plattform zu haben, damit sich alle Beteiligten weiter engagieren für die Geiseln und sich einsetzen für die Freilassung."
Alle Erlöse des ausverkauften Konzerts gehen an ein Forum, das die Familien der Geiseln unterstützt, und an zwei Frauenorganisationen, die sich für den Frieden einsetzen. "Wir haben lange darüber diskutiert: Was ist die richtige Botschaft? Wir möchten einfach den Menschen helfen, deren Familienmitglieder in Geiselhaft sind, und den Blick auf das Leid in Gaza richten. Wir müssen das Thema Menschlichkeit, Dialog und eine hoffentlich friedlichere Zukunft in den Mittelpunkt stellen", so die Intendantin der Berliner Philharmoniker. Das Konzert, bei dem so viele große Künstler mitmachen wollten, könnte ohne Probleme auch acht Stunden dauern – so groß war die Nachfrage und der Wunsch der Musikerinnen und Musiker dabei zu sein.
Sendung: "Allegro" am 20. Dezember ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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