Sie kommen aus Europa, Kasachstan, Mexiko und auch aus arabischen Staaten. 1.500 junge Musiker treffen sich in Berlin - zum Festival Young Euro Classic. Dort musizieren sie zusammen und stellen Musik aus ihrer Heimat vor. Für ein Orchester ist es sogar die einzige Gelegenheit, in Frieden miteinander zu proben.
Bildquelle: Young Euro Classic
Euphorie, Partystimmung und konzentriertes Musizieren und Zuhören: 1.500 Musiker zwischen 18 und 28 Jahren werden ab Mittwoch im Berliner Konzerthaus auftreten. Und: Europas Grenzen öffnen sich. Diesmal sind junge Musiker aus Kasachstan, Mexiko und acht arabischen Staaten mit dabei. Aber auch innerhalb Europas weiten die Veranstalter den Horizont: "Europa wurde doch in den 2000er Jahren sehr westlich interpretiert. Aber zu Europa gehört sehr viel mehr", sagt Gabriele Minz, die Leiterin von Young Euro Classic.
Während anfangs gerade die mittel- und südosteuropäischen Länder im Zentrum des Festivals standen, sind nun auch Jugendorchester aus Lettland und Estland dabei, die ihre Musik mit nach Berlin bringen. "Da werden ja die klassischen Traditionen sehr gepflegt," sagt Minz und fügt hinzu: "Sie haben eine ganz eigene Farbe. Wir bringen damit etwas hier nach Berlin, was man sonst im musikalischen Konzertangebot einfach weniger hört."
Die ägyptische Mezzosoprainstin Gala El Hadidi singt bei Young Euro Classic europäische Arien. | Bildquelle: Gala El Hadidi Jedes Orchester bringt Kompositionen aus dem eigenen Land mit und kombiniert diese im Programm mit bekannten klassischen Werken. 65 Musiker aus acht arabischen Ländern werden eine Uraufführung des Ägypters Amir Khalaf spielen und eine deutsche Erstaufführung von Ali Osman, einem Komponisten, der im Sudan geboren wurde und in Kairo lebt und arbeitet. Außerdem begleiten sie die ägyptische Mezzosopranistin Gala El Hadidi. Sie singt die "Habanera" aus Bizets Carmen und die verführerische Arie "Mon coeur s'ouvre à ta voix" aus Saint-Saëns' Oper Samson et Dalila. "Ich habe mich für diese zwei Rollen entschieden, damit es so ein bisschen knistert am Abend", erklärt die Ägypterin - mit der Auswahl des Repertoires will sie auch gegen Vorurteile kämpfen.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte das Young Euro Classic Festival als Botschafter der Europäischen Idee. Das Motto "Hier spielt die Zukunft" sei eine Kampfansage an Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, sagte Grütters anlässlich der Festivaleröffnung am Mittwoch in Berlin. Die jungen Musiker machten deutlich, was auch in Europa heute nötig sei: "das Zuhören und Einfühlen, das Lauschen auf andere Stimmen, auf Takt und Tonart, auf laut und leise".
Die Orchester bleiben im Normalfall nur zwei Tage in Berlin - aus Kostengründen. Übernachtungen und Verpflegungen sind für große Orchester teuer. Der Hauptstadtkulturfond unterstützt Young Euro Classic maßgeblich mit 315.000 Euro. Dazu kommen private Sponsoren und Ticketeinnahmen. Die Karten kosten zwischen 16 und 25 Euro.
Ein Orchester bleibt aber acht Tage, weil es nur in Berlin proben kann: das Arab Youth Philharmonic Orchestra. Es war zum ersten Mal vor drei Jahren in der Hauptstadt zu Gast. In dem arabischen Jugendorchester spielen auch Syrer, Iraker und Palästinenser mit. "Sie im arabischen Raum zusammenzubringen, ist aufgrund der politischen Verhältnisse nicht mehr so einfach möglich", erklärt Festivalleiterin Gabriele Minz. Nun will sie das Jugendorchester unterstützen, damit es weiterhin existieren kann. "Dafür hat das auswärtige Amt auch großes Verständnis - und damit auch die Bereitschaft, Gelder zu geben, damit diese Probenphase überhaupt stattfinden kann." Angeleitet werden die jungen Musiker in dieser Zeit auch von deutschen Dozenten.
Immer mehr berühmte Musiker begleiten die Jugendorchester bei Young Euro Classic. Diesmal sind die Dirigenten Christoph Eschenbach und Philipp Jordan dabei. Außerdem der Cellist Johannes Moser, der Bariton Christian Gerhaher sowie die Pianistinnen Katia und Marielle Labèque.
Johannes Moser spielt bei Young Euro Classic zusammen mit dem Bundesjugendorchester. | Bildquelle: Sarah Wijzenbeek Das Bundesjugendorchester, das Gustav Mahler Jugendorchester und auch das kürzlich vorläufig gerettete European Union Youth Orchestra beweisen die hohe Qualität der Orchester, die in Berlin zu Gast sind."Aus der Perspektive der Dirigenten und auch der Solisten ist es ein besonderes Glück, mit einem guten Jugendorchester zu spielen", sagt Gabriele Minz. Denn: "Sie wollen wirklich die Leidenschaft für die Musik spüren."
17. August - 3. September 2016 in Berlin
Alle Informationen, Teilnehmer und das Programm finden Sie hier.