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Zwei gleichaltrige Komponisten mit jeweils einer Uraufführung: Der Italiener Oscar Bianchi und der in Chicago lebende Deutsche Hans Thomalla reihen sich mit ihren neuen Orchesterwerken in lange Traditionen musikalischer Kompositionsprinzipien. Mit seinem Stück "Inventio" - Erfindung - betont Oscar Bianchi ausdrücklich den Aspekt der Neuartigkeit, nutzt damit aber zugleich einen Begriff, dessen Geschichte von dem französischen Renaissancemeister Clement Janequin bis zu Johann Sebastian Bach und später auch in die Moderne reicht. Hans Thomalla wiederum, der 2015 bereits ein Klavierstück mit dem Titel „Ballade.Rauschen“ schrieb, greift hier einmal mehr jenes populäre Genre des 19. Jahrhunderts auf, das sich mit Seitenblick auf die Literatur als freies Charakterstück für das Klavier entwickelte. Frei im Sinn von schwerelos präsentiert das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks schließlich Gérard Griseys "L’Icône paradoxale", die durch Pierro della Francescas "Madonna del Parto" inspiriert ist. Die Spektralkomposition vermittelt zwischen extremen Klangzuständen und lässt Grenzen verschimmen: zwischen Einzelton und Akkord, zwischen Akkord und Klangfarbe, zwischen Ton und Geräusch.