Bildquelle: St. Martin Idstein
„Keine Religion. Mit dem Tod ist finita la commedia.“ So lapidar brachte es Hans Werner Henze auf den Punkt. Und sein Kollege Iannis Xenakis behauptete: „Die Gottesvorstellung hat der menschlichen Freiheit sehr geschadet.“ Henze und Xenakis waren bekennende Atheisten - wie Pierre Boulez, wie Lucianio Berio, wie Luigi Nono und viele andere. Während Komponisten früherer Epochen ihrem Glauben ganz selbstverständlich Ausdruck verliehen hatten, inbrünstig oder zweifelnd, jubilierend oder zerknirscht, schien die Musik der Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Musik ohne Gott zu sein. Der Serialismus war Garant für Rationalität und ließ keinen Raum für Spiritualität. Oder doch? Erst später stellte sich heraus, wie sehr die scheinbar so abstrakten Klanggebilde eines Karlheinz Stockhausen schon damals von religiöser Symbolik durchdrungen waren. Inzwischen hat sich die geistliche Musik wieder einen festen Platz im Formenkanon der Neuen Musik zurückerobert. Und auch wenn die Philosophie längst Gottes Tod verkündet hat, ist die Musik vielfach zum Gotteslob zurückgekehrt. Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Woran glaubst du?“ zeichnet Thorsten Preuß Einzelporträts prominenter zeitgenössischer Komponisten, deren Werk ganz maßgeblich von einer tiefen Spiritualität gekennzeichnet ist. Zu Wort kommen ein protestantischer Mystiker und ein esoterischer Katholik, aber auch ein buddhistischer Gottsucher, ein praktizierender Jude und ein Mormone auf dem Weg zum Hinduismus.