Bildquelle: © Bayreuther Festspiele /Enrico Nawrath
Angenommen, Wagners Siegfried wäre gar nicht erschlagen worden: Hätten die Rheintöchter ihren fluchbeladenen Ring dann trotzdem zurückbekommen und die vier Teile der Tetralogie ein erlösendes Ende gefunden? Der Regisseur Frank Castorf nutzt einen der pathetischsten Momente des "Ring", Siegfrieds Trauermarsch, um den Nibelungensohn und Heldenbezwinger Hagen im Großformat zu feiern. Der seit 2016 vor Ort aktive Dirigent Marek Janowski wird dem letzten Orchesterzwischenspiel sicher wieder adäquat zu nachhaltiger Wirkung verhelfen. Auf Sängerseite gibt es gegenüber dem Vorjahr keine Umbesetzungen in dieser Bayreuther "Götterdämmerung", die uns Berliner Vor- und Nachwende zeigt, Mauerreste, Punks, Dönerbude und den morbiden Charme der Oranienburger Straße. "Plaste und Elaste" der VEB-Werke aus Schkopau sind die Welt der Gibichungen, bilden die Kehrseite der christohaft verhüllten, klassizistisch prunkenden Fassade der New Yorker Börse ("Walhall ist Wallstreet!", wie schon Wieland Wagner meinte).