Bildquelle: Ken Howard/Metropolitan Opera
Es gibt eine Novelle und ein Schauspiel von Giovanni Verga, dem Naturalisten und Veristen, auf den das Libretto der Oper "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni zurückgeht (geschrieben von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci). Wir befinden uns in einem sizilianischen Dorf am Ostermorgen: Santuzza hat ihren Geliebten Turridu an Lola verloren, die Frau des Fuhrmanns Alfio, dem Santuzza die Affäre verrät. Wodurch sie Turridu gleichsam ans Messer liefert, denn der sizilianische Ehrbegriff als Resultat christlich-katholischer Moral zwingt einen Gehörnten wie Alfio dazu, Turridu zum Duell herauszufordern. Dort unterliegt Turridu, wohl weil er sich seiner Schuld bewusst wird. Eine Ehebruchsgeschichte mit archaischen Zügen. In der Version Mascagnis soll und muss in eifersuchtsvoller Verzweiflung geschrieen werden statt gesungen, aber einen generellen Verzicht auf Legato-Vortragstugenden darf das nicht bedeuten. Der Dirigent Nicola Luisotti wird seine Solisten an der MET zweifellos angemessen disziplinieren, auch in Leoncavallos "Pagliacci/Bajazzo": Star-Tenor Roberto Alagna ist in beiden Opern zu erleben, die weiblichen Hauptrollen der Nedda hier, Santuzza dort, teilen sich die Amerikanerin Danielle Pastin und die Russin Ekaterina Semenchuk, die in der Pause ausführlich zu Wort kommt.