Bildquelle: © Ivan Repušić
"Pessimismo verdiano": So nennen Italiener den Hang zum Negativen bei Verdi, der Menschen gern mit der Tendenz zu versagen oder zu verlieren zeigt. Im Fall der Tragedia lirica "I due Foscari" war eine Vorlage Byrons inspirierend für eine 100-Minuten-Vertonung, die sogar der Sarkast vom Dienst lobte: Heinrich Heine! Es gibt weit gespannte Szenenkomplexe, personenbezogene Erinnerungsmotive, subtile Instrumentationsfarben. So leiten die "Foscari" 1844 einen Reifeprozess Verdis ein, der bis zum Publikumsliebling "La Traviata" vorausweist und darüber hinaus. Für Opernkenner ist das ungemein aufschlussreich: als Blick über die Schulter bzw. in die Werkstatt des Komponisten! Jedenfalls, wenn sich ein gewissenhafter Dirigent um den Verdi-typischen konstruktiven Energiestrom kümmert. Der Kroate Ivan Repušić setzt am Totensonntag seinen im letzten Jahr mit "Luisa Miller" begonnenen Verdi-Zyklus mit dem Münchner Rundfunkorchester fort. Und präsentiert dabei mit Leo Nucci als Francesco Foscari eine lebende Bariton-Legende.