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Sein Ideal: das Streicherspiel ohne Vibrato, schlank, transparent, facettenreich. Damit löste Roger Norrington heftige Diskussionen aus. Am 16. März wird der britische Dirigent 85 Jahre alt.
Der herkömmliche Orchesterklang sei erst in den 1920er Jahren entstanden, erklärte Norrington. Das starke Finger-Vibrato sei aus der Caféhausmusik ins Symphonieorchester gelangt - deshalb für die Interpretation bis hin zur Musik von Brahms und gar Mahler anachronistisch; und selbst noch Strawinsky und Schönberg beklagten seinen übermäßigen Gebrauch. Diese These empfinden viele Musiker nach wie vor als Provokation, andere suchen nach Gegenbeweisen, so dass der Streit ums richtige Vibrato bis heute schwelt.
Nach dem Studium in Oxford, Cambridge und London gründete Roger Norrington 1962 den Schütz Choir, 1978 dann die London Classical Players, mit denen er erstmals sein revolutionäres Klangideal verwirklichte.
Schließlich ging er noch einen Schritt weiter und setzte seine Klangvorstellungen auch mit Orchestern um, die auf modernen Instrumenten spielen - besonders als langjähriger Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart.
Im Tafel-Confect gratulieren wir dem Pionier der historischen Aufführungspraxis mit Aufnahmen von Händel, Gluck und Schubert.