Bildquelle: © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Im Radioprogramm von BR-KLASSIK kann man in diesem Sommer statt der Bayreuther Neuproduktion von Wagners "Ring des Nibelungen" vom 25. bis 28. Juli einem Meilenstein der Festspielgeschichte wiederbegegnen: dem bisher unveröffentlichten Mitschnitt der herausragenden Aufführung des Zyklus unter der Leitung von Kirill Petrenko aus dem Jahr 2015. Der heutige Chef der Berliner Philharmoniker stand damals zum (vorerst) letzten Mal im "mystischen Abgrund" - dessen akustische Tücken hatte er auf Anhieb so souverän wie wenige vor ihm in den Griff bekommen. Markenzeichen seiner Interpretation waren spannungsreiche Tempi bei enorm durchhörbarem, aufgefächertem Orchesterklang. Nebenstimmen der Partitur waren diesem Dirigenten genauso wichtig wie die Earcatcher der Leitmotive. Auf der Bühne wimmelte es im ersten Teil und "Vorabend" der Tetralogie vor stimmpotenten Darstellern, neben den ebenbürtigen Widersachern Wolfgang Koch (Wotan) und Albert Dohmen (Alberich) wusste sich auch John Daszak (Loge) zu profilieren. Die komplexe, heiß umstrittene Inszenierung von Frank Castorf verband Trash mit Nostalgie, unternahm interkontinentale Zeitreisen. Und das Objekt der Begierde war kein märchenhaftes Gold, sondern: Erdöl.