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Nach Oksana Lyniv und Karina Canellakis debütiert mit Mirga Gražinytė-Tyla bereits die dritte prominente Dirigentin beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in dieser Spielzeit. 1986 in Vilnius geboren, macht die Litauerin seit 2016 als Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra Furore, das von Pultstars wie Simon Rattle und Andris Nelsons geprägt wurde. Mit Musik des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg, die seit einigen Jahren ihre längst fällige Wiederentdeckung erlebt, hat Gražinytė-Tyla ein couragiertes Debüt bei der Deutschen Grammophon gegeben. In seiner Zweiten Symphonie von 1946 realisiert der Schostakowitsch-Freund Weinberg, lebenslang von Faschismus und Stalinismus bedroht, mit einer reinen Streicherbesetzung ein riesiges Ausdrucksspektrum zwischen beschwingten Tönen und düsteren Klagegesängen. Das hochexpressive Stück, das Gražinytė-Tyla bereits auf ihrer Weinberg-CD vorgestellt hat, dirigiert sie nun auch in München. Und stellt es mit der Dritten Leonoren-Ouvertüre Beethovens in einen politischen Kontext von Diktatur und Freiheit. Dazwischen spielt der brillante Schweizer Pianist Francesco Piemontesi wie auf seiner jüngsten CD das letzte Klavierkonzert Mozarts KV 595, über dem trotz der Volkslied-Heiterkeit im Finale der Schleier einer melancholischen Abgeklärtheit liegt. Das Konzert findet zum Auftakt des bayerisch-litauischen Kulturabkommens statt, der Kulturaustausch steht unter dem optimistischen Titel "Ohne Distanz. Litauische Kultur in Bayern 2021".