Bildquelle: colourbox.com
Miau! – Katzenmusik
Thema der Woche in der Mittagsmusik ist dieses Mal Katzenmusik. Gemeint ist damit natürlich nicht das, was man gewöhnlich darunter versteht - eine Musik nämlich, die schrill und schräg klingt, die laut, lärmend und nervig ist, dabei aber ansonsten mit den "Samtpfoten" eigentlich gar nichts zu tun hat. Bei uns geht es vielmehr um Katzenmusik im wahrsten Sinne des Wortes - um Musik, inspiriert von Katzen, um musikalische Liebeserklärungen an Katzen. Und wer Katzen mit Musik porträtieren will, der kann nicht umhin, es mit der musikalischen Nachahmung eines Lauts zu tun, der für Katzen noch charakteristischer ist als das notorische Schnurren. Es ist das Miau, das sich - musikalisch gesprochen - zumeist im Rahmen einer fallenden oder aufsteigenden Terz oder Sext artikuliert. "Miau! - Katzenmusik", unter dieser Überschrift präsentierten wir Ihnen im Thema der Woche der Mittagsmusik jeden Tag ein oder zwei Beispiele für Musik um und über die Vierbeiner auf Samtpfoten.
Duo miaulé
Am Dienstag stehen zwei "Katzenduette" auf dem Programm. Das erste stammt von Maurice Ravel, einem enthusiastischen Katzen-Freund, der sich in seinem Haus eine ganze Familie von Siamkatzen hielt. Das Reich der Tiere wie auch die Welt der Kinder bildeten denn auch vielfach Inspirationsmomente für sein Komponieren. Die Kinder- und die Tierliebe, sie kamen zusammen in Ravels 1924 vollendeter Fantaisie lyrique "L'Enfant et les Sortilèges" (Das Kind und der Zauberspuk), eine Art Fantasy-Oper nach einem Libretto der französischen Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin Colette. Im Zentrum steht ein missmutiger kleiner Junge, der keine Lust hat, seine Hausaufgaben zu machen. Als er von der Mutter zurechtgewiesen wird, beginnt er in wilder Zerstörungswut, in seinem Zimmer zu randalieren. Er zerfetzt seine Bücher und Schulhefte, zertrümmert Teetasse und Teekanne, reißt Teile der Tapete von der Wand, demoliert Sessel und Standuhr, quält ein im Käfig gehaltenes Eichhörnchen, zieht die Katzen am Schwanz. Zu seinem Schrecken beginnen alle Gegenstände plötzlich zu sprechen, klagen und beschweren sich. Allein die beiden Katzen, ein schwarzer Kater und eine weiße Katze, können nicht sprechen. Sie stimmen ein Liebesduett an, das nur aus Miaus besteht. Es ist das Duo miaulé, das sich von verschmuster Zärtlichkeit zu leidenschaftlicher Wildheit steigert - Katzenmusik im doppelten Sinn: schmeichelnd und schrill und schräg zugleich. Übrigens der Spuk löst sich auf, nachdem der kleine Junge dem Eichhörnchen die verletzte Pfote verbunden hat. Happy End.
Duetto buffo di due Gatti
Auch der Text unseres zweiten "Katzenduetts" besteht ausschließlich aus dem Wort Miau, das wieder und wieder in diverser Artikulation zu schlichter Klavierbegleitung wiederholt wird. "Duetto buffo di due Gatti" (Humoristisches Duett von zwei Katzen) ist der Titel des Stücks. Nach wie vor wird es Rossini zugeschrieben, besteht es doch musikalisch größtenteils aus Themen und Motiven seiner Oper "Otello". Hinzu kommt allerdings noch die "Katte-Cavatine", die Kavatine der Katze des dänischen Komponisten Christoph Ernst Friedrich Weyse. Zu einem Ganzen arrangiert hat das thematische Material der englische Komponist Robert Lucas Pearsall, der es unter seinem Pseudonym G. Berthold 1825 veröffentlichte. Wie auch immer - die Idee zu einem Katzenduett mit Miau-Nonsens-Text hätte durchaus auch Rossinis ausgeprägtem Sinn für Witz und Humor entsprungen sein können.