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Miau! – Katzenmusik
Thema der Woche in der Mittagsmusik ist dieses Mal Katzenmusik. Gemeint ist damit natürlich nicht das, was man gewöhnlich darunter versteht - eine Musik nämlich, die schrill und schräg klingt, die laut, lärmend und nervig ist, dabei aber ansonsten mit den "Samtpfoten" eigentlich gar nichts zu tun hat. Bei uns geht es vielmehr um Katzenmusik im wahrsten Sinne des Wortes - um Musik, inspiriert durch Katzen oder gar komponiert von Katzen. "Miau! - Katzenmusik", unter dieser Überschrift präsentierten wir Ihnen im Thema der Woche der Mittagsmusik jeden Tag ein oder zwei Beispiele für Musik um und über die Vierbeiner auf Samtpfoten.
"Katzenfuge"
Am Mittwoch steht die sogenannte "Katzenfuge" von Domenico Scarlatti auf dem Programm - eine einsätzige Cembalo- bzw. Klaviersonate in Form einer Fuge. Ihre Entstehung in den 1730er Jahren ist von einer anekdotisch anmutenden Geschichte umrankt: Demnach hatte Scarlatti eine Katze namens Pulcinella. Bei einem "Spaziergang" über die Tastatur des Cembalos von links nach rechts - also von den tiefen zu den hohen Lagen des Instruments - soll die Katze mit ihren Pfötchen eine Folge von Tönen angeschlagen haben. Scarlatti notierte sie sogleich und machte sie zum Thema einer Fuge in g-Moll: ein Fugenthema, das von einer Katze für ihr Herrchen komponiert , besser: erfunden oder gefunden, wurde.
Das ungewöhnliche Thema
Dieses Thema ist für seine Zeit - dem Spätbarock nämlich - höchst originell, ungewöhnlich, ja unerhört. Das "Katzen-Thema" dieser g-Moll-Fuge umschreibt zunächst aller Konvention zum Trotz Es-Dur und mündet dann in eine Folge "verquerer" Intervalle: die übermäßige Sekunde Es-Fis, die verminderte Quarte Fis-B und anschließend erneut eine übermäßige Sekunde, dieses Mal B-Cis. Erst danach etabliert sich über eine absteigende Tonleiter endlich das g-Moll. Scarlattis Zeitgenossen Bach und Händel - beide bekanntlich grandiose Fugen-Meister - hätten angesichts dieses Themas in entsetzter Sprachlosigkeit nur mit dem Kopf geschüttelt!
Die Anekdote als Erklärung
Domenico Scarlattis g-Moll-Sonate mit der Signatur K 30 in Ralph Kirkpatricks Werkverzeichnis, die sogenannte "Katzenfuge" - ein Beiname, der übrigens keineswegs vom Komponisten selbst stammt, sondern dem Stück von der Nachwelt gegeben wurde. Und es mag sein, dass man ihn - genauso wie die dahinterstehende Anekdote - nur deshalb erfand, um das Phänomenale des Themas dieser Fuge zu erklären. In der Tat: Das Thema von Scarlattis "Katzenfuge" gehört zu den ungewöhnlichsten Fugen-Themen der Musikgeschichte überhaupt. Wie konnte einem Barockkomponisten so etwas nur einfallen? Oder steckt vielleicht doch eine Katze dahinter? Miau!