Bildquelle: Muriel Robin
Sie war ein Jahrhundert-Talent - und wurde mit 30 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere durch einen Flugzeugabsturz über den Azoren aus dem Leben gerissen: die 1919 in Paris geborene Geigerin Ginette Neveu. Dort bekam sie schon als Kind einen Hochschulpreis, am Konservatorium studierte sie auch bei der Kompositions-Ikone Nadia Boulanger, selbst der große George Enescu war von der Reife dieses Wunderkinds beeindruckt. Aber zum prägenden Lehrer wurde ihr dann Carl Flesch. 1935 trat Ginette Neveu als 16-Jährige beim Warschauer Wieniawski-Wettbewerb an - und zog als Siegerin am zweitplatzierten David Oistrach vorbei, dem mit seinen 27 Jahren damals schon ein enomer Ruf vorauseilte! Der Zweite Weltkrieg bedeutete für Neveus noch junge Karriere einen empfindlichen Einschnitt, zumal sie Auftritte in Nazideutschland kategorisch abgelehnt hatte. Danach aber startete sie so richtig durch und ging mit ihrem Bruder Jean-Paul Neveu, der sie häufig am Klavier begleitete, auf Welttournee. Auch er musste sein Leben lassen bei jenem verhängnisvollen Flug in die USA 1949. In der Sommer-Serie "Große Geigerinnen" (bis zum 11. September immer samstags und sonntags 17.05 bis 18.00 Uhr) repräsentiert Ginette Neveu in der Chronologie die älteste, die 1986 geborene Vilde Frang die jüngste der vorgestellten Musikerinnen. In historischen Aufnahmen ist Ginette Neveu mit ihrem Bruder Paul am Klavier mit Violin-Stücken von Josef Suk zu erleben - und vor allem mit ihrer legendären Interpretation des Sibelius-Konzerts, über die Harald Eggebrecht in seinem Standardwerk "Große Geiger" schrieb: "Ginette Neveu ließ keinen Zweifel daran, dass es in der Musik um Leben und Tod gehen kann."