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Als Grigore Leșe einmal beklagte, die traditionelle Bauernkultur Rumäniens würde Schaden nehmen, wenn die alten Holzhäuser nach und nach durch Betonbauten ersetzt würden, war das nicht lediglich ein nostalgischer Impuls nach dem Motto "früher war alles besser". Seine Kritik hatte auch nicht nur mit der Bausubstanz von Häusern zu tun. Der rumänische Sänger, Instrumentalist und Musikethnologe setzt sich seit Langem für die traditionelle Kultur seines Landes ein, weil darin nach seiner Ansicht die kollektive Seele der Menschen ihren Ausdruck findet. Besonders in den musikalischen Bräuchen der Vergangenheit liegt für Grigore Leșe eine Kraft, die der Bevölkerung auch heute noch viel zu geben hat - sofern sie nicht in populäre Formen gepresst zur bloßen Unterhaltung verkümmert. Deshalb hat die Authentizität bei der Präsentation der traditionellen Lieder bei seinen Auftritten eine hohe Priorität. Das Engagement des Künstlers kommt gut an bei seinen Landsleuten, denn das Bewusstsein für die eigene Kultur wie für ihren drohenden Verlust nimmt in der letzten Zeit wieder zu. Und Grigore Leșe ist derzeit nicht nur einer ihrer engagiertesten Verfechter, sondern auch einer ihrer bedeutendsten Vertreter. Michaela Fridrich gratuliert dem Künstler, der heuer 70 Jahre alt wird.