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Rhett Butler und Scarlett O’Hara in "Vom Winde verweht", Rick und Ilsa in "Casablanca", Erich Honecker und Leonid Breschnew in Ost-Berlin. Es gibt ikonische Küsse, Symbole für romantische Leidenschaften oder politische Inszenierungen. Der Kuss ist eine der ältesten Umgangsformen der Menschen untereinander: Er besiegelt den Bund der Ehe, er begrüßt das neugeborene Baby, er entlarvt wie bei Judas den Verräter. Auch bei der Familie Bach scheint eifrig geküsst worden zu sein, falls man das aus der großen Zahl an Arien und Liedern schließen kann, die Johann Sebastian Bach und sein Sohn Carl Philipp Emanuel über das Küssen geschrieben haben: von väterlichen Küssen über den Todeskuss für Sokrates durch den Schierlingsbecher bis zum Kaffee, der süßer schmeckt "noch als tausend Küsse". Und wenn sich dann noch die Klänge küssen, wenn Singstimme und Tasteninstrument derartig innig miteinander verschmelzen wie bei Dorothee Mields und Christine Schornsheim, dann ist das Konzerterlebnis perfekt. Ende Februar widmeten sich die beiden großartigen Interpretinnen den Bachschen Küssen in der Konzertreihe Musica Antiqua im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.