Bildquelle: Susanne Schmerda
Portugiesische Gitarrenmusik vom Feinsten mit Pedro Caldeira Cabral, der als der größte lebende Virtuose auf der Guitarra Portuguesa gilt. Danach folgt im zweiten Teil Julian Kytasty, der aus den USA stammende Sohn ukrainischer Immigranten. Er begleitet sich selbst auf der Laute Kobza und der Bandura zu seinem Gesang in der alten Tradition der Wanderbarden aus der Ukraine.
Am 4. Dezember 1950 wurde Pedro Caldeira Cabral in Lissabon geboren und lernte als Kind portugiesische und klassische Gitarre sowie Barockflöte. Später studierte er Musiktheorie, Kontrapunkt und Harmonielehre am Nationalen Musikkonservatorium in Lissabon. 1970 begann er das Studium der Laute, Viola und diverser Zupf- und Blasinstrumente alter Musik. Er gründete und leitete verschiedene Ensembles für Mittelalter- und Renaissancemusik auf zeitgenössischen Instrumenten, als Instrumentalist erweiterte er das Solorepertoire der portugiesischen Gitarre um Werke von J. S. Bach, Scarlatti, Seixas, de Murcia und vielen anderen. Ebenso spielte er zahlreiche Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten. Daneben forschte er zur Organologie traditioneller Instrumente und veröffentlichte 1999 die erste Monographie zur PortugiesischenGitarre. Er komponierte Originalmusik für Theater, Kino, Fernsehserien und Ballett und war mehrfach als künstlerischer Leiter von Musikfestivals tätig. Fernsehauftritte von Deutschland bis Brasilien, ungezählte internationale Konzerte sowie Dutzende von LP/CD-Aufnahmen runden das bisherige produktive Leben des Ausnahmekünstlers Pedro Caldeira Cabral ab. Im seinem Konzert in Rudolstadt am 5. Juli 2015 präsentierte der Gitarrist klassische Werke neben Eigenkompositionen. Seine Partner waren Joaquin António Silva, klassische Gitarre, und Duncan Fox, Kontrabass.
Julian Kytasty wurde in den USA als Sohn ukrainischer Immigranten geboren. Von dort aus hat er sich der Kobzar-Tradition gewidmet und gilt heute als der weltweit führende Bandura-Spieler. Dabei vereint er auf seinem Instrument die Tradition ebenso wie große Experimentierfreude. Die Wanderbarden in der Ukraine nannte man früher Kobzar. Sie begleiteten sich entweder auf der Laute Kobza oder auf der Bandura, einem Zwitter aus Laute und Zither, die das Nationalinstrument des Landes ist. Professionelle Kobzari gab es seit dem 16. Jahrhundert; spätestens in den 1880 Jahren war es eine Kunst, die blinden Musikern vorbehalten war. In der Ukraine organisierten sie sich in Gilden, die nach dem Vorbild orthodoxer Bruderschaften organisiert waren. Mitte der 1930 Jahre endete diese Tradition mit Stalin brutal, denn er ließ im Zuge seiner Veränderung der ländlichen Gesellschaften in der Sowjetunion nahezu alle Kobzari liquidieren. Die Banduras wurden umfunktioniert und in die neuen staatlichen Volksmusikorchester eingegliedert; überlebende Kobzaris mussten Preislieder auf den Kommunismus singen. In jüngster Zeit gibt es Bestrebungen, die historische Tradition wiederzubeleben; dazu wurde extra eine neue Kobzar-Gilde gegründet.