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Grandiose musikalische Vermächtnisse präsentiert der kanadische Pultstar Yannick Nézet-Séguin beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Alban Bergs Violinkonzert und Gustav Mahlers zehnte Symphonie. Eine spannende Kombination letzter künstlerischer Aussagen, hat Mahler doch die Zweite Wiener Schule maßgeblich beeinflusst. Mahlers Zehnte blieb unvollendet - nur den ersten Satz hinterließ er nahezu aufführungsreif, die übrigen vier liegen lediglich skizzenhaft vor. Zentrum und Mittelachse sollte ein greller Totentanz werden, von Mahler "Purgatorio", also "Fegefeuer" genannt. Meist wird im Konzert nur das harmonisch drastische Eingangs-Adagio gespielt, mit dem Mahler das Tor zur Zukunft aufstieß. Nézet-Séguin aber stellt Mahlers Gesamtkonzeption der zehnten Symphonie anhand der meistgespielten Vervollständigung durch Deryck Cooke vor. Zuvor gibt die 28-jährige Geigerin Veronika Eberle, aufstrebendes Talent aus Bayern, mit dem Berg-Konzert ihr Debüt beim Symphonieorchester. Berg widmete sein Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels", der tragisch früh verstorbenen Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius - es sollte zu seinem eigenen Requiem werden. In seinem zweiteiligen Werk von 1935 porträtierte Berg die Lebensfreude und den Todeskampf der jungen Manon, bevor die Musik am Ende mit einem zitierten Bach-Choral in höhere Sphären entschwebt. So schön und bewegend kann Zwölftonmusik klingen!