Bildquelle: Sim Canetty-Clarke
Wenn Sir John Eliot Gardiner beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ans Pult tritt, darf man stets Außergewöhnliches erwarten. Diesmal überrascht er mit einem rein französischen Programm: Den kompletten "Images" von Claude Debussy, seiner umfangreichsten Orchester-Komposition, stellt Gardiner Genrestücke seines Vorläufers Emmanuel Chabrier voran, einem Wegbereiter des Impressionismus. Zum populärsten Teil der "Images" wurde das spanische Triptychon "Ibéria", das buntes Treiben auf den Straßen, das Flair einer südländischen Sommernacht und ausgelassene Volksfest-Stimmung mit raffinierten Klängen einfängt. In der ersten Konzerthälfte stellt Gardiner eine Reihe von Orchesterstücken Chabriers vor, die er mit der zündenden spanischen Rhapsodie "España" beschließt, seinem einzig bekannten Werk. Was schade ist, hört man etwa die packende Ouvertüre zur heroischen Oper "Gwendoline" - eine Geschichte von Liebe und Verrat, die man als Reflex auf das französische Wagner-Fieber und insbesondere auf "Tristan und Isolde" deuten kann. Ganz andere stilistische Wege geht Chabrier in seiner komischen Oper um eine unfreiwillige Königskrönung "Le Roi malgré lui", einem verkannten Meisterwerk, das Ravel stark beeinflusste. Die "Fête polonaise" daraus zitiert weniger polnische Folklore als vielmehr Wiener Walzer-Atmosphäre! Und dazwischen setzt Gardiner die bezaubernd idyllische und beschwingte "Suite pastorale", die Chabrier selbstironisch als "vier Tutus für Orchester" bezeichnete.