Eine Trompete mit militärischer Vergangenheit, eine neue Liebe ohne Happy End und eine gefährliche Jagd – darum geht es in Fuminori Nakamuras neuem Roman "Die Flucht". Ein spannungsgeladener Thriller, thematisch übervoll, der nebenbei den Teufelstrompeter und Komponisten Suzuki porträtiert.
Bildquelle: Diogenes Verlag
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Durch Zufall erfährt der Journalist Yamamine Kenji von der sogenannten Teufelstrompete des Komponisten Suzuki, der nachgesagt wird, Menschen zu betören und zu fanatisieren. Ihr Klang habe im Zweiten Weltkrieg die unterlegene japanische Armee zu einem unwahrscheinlichen Sieg geführt. Kenji schreibt einen Artikel darüber, reist auf die Philippinen, um sich die magische Trompete, die dort in einem Schuppen gefunden wurde, anzusehen und wird in ihren Bann gezogen. "Wissen Sie, dass Blasinstrumente mit der Zeit immer mehr Schaden nehmen? Es ist sowieso ein Wunder, dass diese Trompete in einem so guten Zustand gefunden wurde. […] Aber dieses Instrument hat, seit es gefunden wurde, schon allerlei durchgemacht, bis es am Ende bei ihnen gelandet ist, der es nun wirklich nicht adäquat aufbewahrt. Dass Sie diese Trompete behalten, bringt Ihr Leben in Gefahr, hören Sie?", wird er im Buch gewarnt.
Dieses Buch wird lieben, wer …
… sich für japanische Geschichte interessiert.
Dieses Buch liest man am besten …
… mit Trompeten-Musik.
Dieses Buch ist wie geschaffen ….
… für alle, die dem Militarismus kritisch gegenüberstehen.
Bei seinen Recherchen auf den Philippinen begegnet Kenji auch der jungen Anh. Sie folgt ihm nach Tokio und stirbt dort kurz darauf gewaltsam. Kenjis flieht mit der Trompete nach München, Köln und Düsseldorf und wieder nach Japan. Er trauert um Anh und wird zunehmend von einer rätselhaften religiösen Sekte verfolgt, die die Trompete für ihre politischen Zwecke nutzen will. Kenji wird zunehmend bedroht und verfolgt und die Begehrlichkeiten, die Trompete und die zu ihrer Geschichte gehörenden Noten zu finden, nehmen zu.
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A Song for Japan - Dueto (Trompete e Trombone)
Eine Trompete mit militärischer Vergangenheit, eine neue Liebe ohne Happy End und eine gefährliche Jagd, darum geht es in Fuminori Nakamuras neuem Roman "Die Flucht". Sein Protagonist, der Journalist Yamamine Kenji erzählt spannend aus der Ich-Perspektive. Er will am Ende den Wunsch der verstorbenen Anh erfüllen, seine und ihre Geschichte in einem Roman zu erzählen.
Den langen Atem, den ein Bläser benötigt, braucht man auch beim Lesen dieses Buches. Denn in seinem Thriller spannt Nakamura auf 592 Seiten einen epischen Themenbogen. Dieser reicht vom neuen Rechtsruck und Nationalismus in Japan über die Geschichte Vietnams, den Atombombenabwurf in Nagasaki und den Umgang mit dessen Opfern, oder die Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima. Er verbindet aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen mit der Historie der Trompete als Signalinstrument für Kriegsheere und porträtiert dabei den Teufelstrompeter und Komponisten Suzuki.
Fuminori Nakamura ist belesen, lässt auch die bildende Kunst einfließen und hat gut recherchiert. Die Geschichte der Trompete führt zwar durch die Handlung, die Musik ist aber nicht im Mittelpunkt. In diesem thematisch überfrachteten und düsteren Roman bleibt am Ende einiges rätselhaft. Aber er liest sich trotzdem gut und flüssig, dank der angenehmen Übersetzung aus dem japanischen von Luise Steggewentz.
Fuminori Nakamura:
Die Flucht
Diogenes Verlag
Preis: Hardcover 30,00 €
Sendung: "Leporello" am 20. März 2024 um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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