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Augsburger Instrumenten-Schatz Hammerklaviere suchen ein neues Zuhause

Wie klang Mozart zu seiner Zeit? Diese Frage lässt sich nur auf historischen Instrumenten beantworten. Die Stiftung "Fortepiano" möchte nun genau das mit ihren zehn originalen Hammerflügeln in Augsburg tun. Nur die Räumlichkeiten fehlen.

Christoph Hammer am Hammerflügel  | Bildquelle: Michael Johannsen

Bildquelle: Michael Johannsen

Die Neugierde und Begeisterung für historische Tasteninstrumente: Das ist es, was Christoph Hammer, Professor am Leopold-Mozart-Zentrum (LMZ) in Augsburg antrieb, sich den Klängen des 18. und 19. Jahrhunderts zu widmen. In seinem Unterrichtszimmer stehen zahllose kleine hölzerne Kisten. Allesamt Hammerflügel, allesamt Kopien – bis auf zwei Conrad-Graf-Flügel. Diese restaurierten Originale gehören nicht der Universität, sondern der ehemaligen "Christa und Reinhold Buhl Stiftung", die nun Stiftung "Fortepiano" heißt.   

Klangvielfalt dank der fünf Pedale

Das Besondere an beiden Flügeln aus dem Jahr 1827: Sie können völlig unterschiedlich klingen. Und das dank ihrer fünf Pedale. Neben den heute üblichen Pedaleffekten, wie der Dämpferaufhebung, dem heutigen "rechten" Pedal, und dem Una-Corda-Pedal, dem heutigen "linken" Pedal, gab es noch exotischere Klangfarben: Der "Moderato-Zug" sorgt dank dünnem Pergament auf den Saiten für einen gedämpften, harfenartigen Klang, der "Fagott-Zug" klingt blechern und schnarrt regelrecht. Der Höhepunkt ist wohl der "Janitscharen-Zug", der türkische Märsche mit scheppernden Glöckchen begleiten lässt.

Die zwei originalen Grafs aus der Stiftung stehen nur für kurze Zeit im LMZ und sollen nur für Aufführungszwecke gebraucht werden. Die Kopien im Raum können so viel benutzt werden, wie die Studierenden das möchten. Trotzdem wünscht sich Christoph Hammer am LMZ oder in Augsburg eine dauerhafte Bleibe für alle Hammerflügel aus der Stiftung. Sein Plädoyer: "Die Originale sind nicht zu ersetzen, weil sie doch noch eine andere Klangfarbe haben, ganz andere Inspiration ergeben und ganz anderen Zugang zur Musik ermöglichen, als das, was Kopien heutzutage machen."

Keine Unterstützung seitens der Stadt oder Universität Augsburg

Nicht nur die Klangvorstellung der Studierenden soll so geschult werden. Auch das Augsburger Konzertleben könnte durch diesen Kulturschatz bereichert werden. Christoph Hammer kämpft bereits seit vielen Jahren für einen Platz für die Instrumente: "Es geht hier wirklich nur um 150 Quadratmeter, die man eigentlich zur Verfügung haben sollte, aber ich habe bisher leider noch keine positive Resonanz von Seiten der Stadtverantwortlichen erfahren. Das ist ein bisschen traurig, muss ich sagen." Da er bei der Stadt und der Universität bisher nichts erreichen konnte, hofft er nun auf Unterstützung und Begeisterung von privaten Kulturförderern.   

Ein restaurierter Original-Hammerflügel der Stiftung "Pianoforte" von Matthaeus et Guglielmus Stodart aus dem Jahr 1795 | Bildquelle: Denise Maurer Ein restaurierter Original-Hammerflügel der Stiftung "Pianoforte" von Matthaeus et Guglielmus Stodart aus dem Jahr 1795 | Bildquelle: Denise Maurer Aktuell befinden sich die Hammerflügel der Stiftung im Musikhaus in Marthashofen, Grafrath. Das Musikhaus ließen Christa und ihr bereits verstorbener Ehemann Reinhold Buhl 1996 als gemeinnütziges Objekt bauen. Reinhold Buhl war jahrelang Solocellist im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die gemeinsame Begeisterung für historische Instrumente brachte ihn mit Christoph Hammer in Kontakt. Nach der Fertigstellung des Musikhauses wurde der neue Kammerkonzertsaal nach und nach mit den verschiedenen Hammerflügeln gefüllt.

Auch Christa Buhl ist heute wie damals von den Instrumenten begeistert und an der Gründung der Stiftung beteiligt. "Die Stiftung mit den Instrumenten haben wir 2012 ins Leben gerufen, weil wir niemanden hatten, der das alles erbt", sagt Christa Buhl. Dieses Erbe ist nun ohne neue Räumlichkeiten bedroht, denn: Als gemeinnütziges Objekt darf das Musikhaus nur auf Lebzeiten von Reinhold und Christa Buhl kostenfrei genutzt werden.

Hammerflügel der Stiftung "Pianoforte" - erlebbarer Kulturschatz  

Die zehn Hammerflügel decken eine Zeitspanne von 150 Jahren Instrumentengeschichte ab. Angefangen mit dem Nachbau des Bartolomeo Cristofori Hammerflügels von 1722 (der einzige Nachbau in der Sammlung), bis zu einem Johann Baptist Streicher aus dem Jahr 1870. Silke Berdux, die Leiterin der Musikinstrumentenabteilung im Deutschen Museum war von Anfang an Begleiterin der Stiftung. Sie bringt aus kulturhistorischer Sicht auf den Punkt, warum die Instrumente so erhaltenswert sind: "Die Sammlung Buhl bietet ja einen guten Überblick über die Geschichte des Hammerflügels. Sie zeigt, welche Vielfalt es damals gab. Und es macht auch diese Instrumente und die Musik erlebbar, anders als im Museum."

Sendung: "Allegro" am 22. Mai ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Montag, 29.Mai, 15:06 Uhr

Hans-Christian Wille

HAMMERFLÜGEL DER STIFTUNG

Ein interessanter BR Beitrag über einen vermeindlichen Kulturschatz, der, da teilweise (nur) in Repliken erhalten, in der heutigen Zeit einen fragwürdigen Stellenwert hat, auch, und besonders in der, dem kulturellen Erbe der Familie Mozart verpflichteten Augsburg. Somit besser aufgehoben in einer privaten Sammlung, z.B. von Prof. Hammer.

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