Durch sein Spiel ist die Gitarre aus dem Schatten der Laute getreten: Francesco Corbetta, Hofmusiker des Sonnenkönigs und anderer Herrscher. Barockgitarrist Simone Vallerotonda widmet seinem Schaffen eine neue CD.
Bildquelle: Arcana
Mit stolz geschwellter Brust schwor Francesco Corbetta, er habe nie eine Laute in der Hand gehabt, einzig der Gitarre gelte seine Liebe. Ihren Ruf wollte er mit seinem Spiel und seinen Kompositionen aufpolieren. Und das gelang ihm – er war gefragt, überall wo im 17. Jahrhundert Musikgeschichte geschrieben wurde: in Bologna, Mantua, London oder Paris.
Der italienische Barockgitarrist Simone Vallerotonda und sein Ensemble "I Bassifondi" widmen Francesco Corbetta eine neue CD – eine Porträt-CD, die seine künstlerische Entwicklung spiegelt, seine Verdienste um die Gitarrenmusik, die er auf Augenhöhe mit der edlen Lautenmusik brachte. Ein lustvolles Hörerlebnis in jeglicher Hinsicht, vor allem weil die Stücke rhythmisch-pointiert und klangfarbenreich interpretiert sind, in ganz verschiedenen Besetzungen, teils mit Gesang, teils mit Perkussion.
Simone Vallerotonda hebt im Booklet hervor, dass Francesco Corbetta das Gitarrenspiel auf eine neue Stufe gehoben hat. Die traditionelle "Rasgueado"-Technik, also das Schlagen von Akkorden mit den Fingernägeln, beherrschte er ebenso wie das feinfühlige Zupfen von Melodielinien. Als Krönung komponierte er für die Gitarre komplexe Stücke mit mehreren, kunstvoll ineinander verschränkten Stimmen, wie sie bis dahin meist nur für die altehrwürdige Laute geschrieben worden sind.
Alle diese Stilmittel balanciert Francesco Corbetta gekonnt aus, so dass seine Musik gleichzeitig archaisch-impulsiv und gelehrt-kunstvoll sein kann. Besonders gelungen ist dies in seinen Stücken für zwei Gitarren mit ihren breit aufgefächerten Akkorden und ihren lebhaften musikalischen Dialogen, auf der CD gespielt von Simone Vallerotonda und Bor Zuljan. Die Tänze und Gesangsstücke zeugen von den vielen Lebensstationen Francesco Corbettas: Etwa eine vokale Allemande für den Duke of York oder eine Gigue für den französischen König Ludwig XIV oder die Mantovana, die Francesco Corbetta als Musiker am Hof der Gonzaga in Mantua komponierte, als sein Stern gerade aufzugehen begann. "La Guitarre Royalle" – "die königliche Gitarre": Der Titel der CD deutet es an – die Gitarre ist durch die Kunst Francesco Corbettas hoffähig geworden und aus dem Schatten der Laute getreten.
Francesco Corbetta
I Bassifondi; Leitung: Simone Vallerotonda
Label: Arcana
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. Januar 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK