Sie steht in einer Reihe mit den zwei berühmten Komponistinnen und Klosterfrauen Kassia und Hildegard von Bingen: Die barocke Komponistin und Nonne Isabella Leonarda. Nun ist eine Porträt-CD mit ihren wichtigsten Werken erschienen.
Bildquelle: © Brilliant Classics
Isabella Leonarda lebte zwar einige Jahrhunderte später als ihre mittelalterlichen Vorgängerinnen, war aber ebenfalls Nonne und auch ihre Werke fanden weit über den klösterlichen Rahmen hinaus große Beachtung. Jetzt ist eine Porträt-CD über Isabella Leonarda erschienen mit der Cappella Artemisia unter der Leitung von Candace Smith.
Porträt-CD heißt: Der Blick auf Isabella Leonarda umfasst nahezu die gesamte Bandbreite ihres Schaffens, von der Triosonate über die Solokantate bis hin zu größer besetzten Motetten. Isabella Leonarda veröffentlichte über Jahrzehnte hinweg sechzehn große Werkausgaben im Druck – und erreichte damit ein internationales Publikum. So äußerte sich etwa der französische Komponist und Kirchenmusiker Sébastien de Brossard enthusiastisch über Leonardas Drucke und bedauerte sehr, dass er nicht alle von ihnen besitze.
Isabella Leonarda gehörte dem Orden der Heiligen Ursula an, der sich hauptsächlich um die Erziehung und Ausbildung von Mädchen kümmerte. Als Lehrerinnen waren die Ursulinen oft an Schulen tätig und nicht so streng an die klösterliche Abgeschiedenheit anderer Orden gebunden – eine Freiheit, die Isabella Leonarda auch für ihre musikalischen Tätigkeiten nutzte.
Entsprechend groß war der Widerstand des männlichen Kirchen-Establishments gegen die musikalischen Aktivitäten der Ursulinen – es wurde ihnen mehrfach verboten, über das Clavichord hinaus Instrumente anzuschaffen oder gar im Gottesdienst zu spielen. Sie ließen sich aber nicht unterkriegen: Umso lieber lauscht man vor diesem historischen Hintergrund etwa den Violinen in Isabella Leonardas "Salve regina" als Ausdruck eines gewissen subversiven Selbstbewusstseins.
Isabella Leonarda komponiert stets auf der Höhe barocken Stilempfindens, mit einem Faible für konzertierende Effekte, bei denen sich Singstimme und Instrumente gegenseitig den Ball hin und her werfen. Mit einem schlanken und dennoch innigen Ton zelebrieren die Sängerinnen und Instrumentalistinnen der Cappella Artemisia diesen Klangkosmos und zeichnen so ein detailreiches Porträt von der Komponistin Isabella Leonarda.
Cappella Artemisia, Leitung: Candace Smith
Label: Brilliant Classics
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. September 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK