Novara in Oberitalien, 6. September 1620. Die Komponistin und Nonne Isabella Leonarda wird geboren. Mit sechzehn ging sie ins Kloster, in dem sie die restlichen 67 Jahre ihres Lebens verbrachte – als fromme Nonne, aber auch als äußerst produktive Komponistin. Als eine der ersten Frauen veröffentlichte sie reine Instrumentalwerke.
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Choräle dringen durch die Fenster des Collegio di Sant'Orsola. Das Ursulinenkloster von Novara ist ein Zentrum der italienischen Barockmusik – und eine Talentschmiede für musikalisch begabte Frauen. Töchter aus wohlhabenden Familien bekommen hier Unterricht in Gesang, Instrumentalspiel und Komposition. Die Spendengelder für das Elite-Kloster fließen reichlich. Denn musizierende Nonnen sind beliebt. Das weiß auch der adelige Rechtsgelehrte Giannantonio Leonardi, als er seine Tochter Isabella im Ursulinenkloster vorstellt. Sie ist 16 Jahre alt.
Fast 70 Jahre lang lebt Isabella Leonarda im Novareser Ursulinenkloster. Von der Novizin steigt sie bis zur "Superiora" auf. Musik wird zu ihrer Leidenschaft. Wissbegierig lernt sie alles, was der Kapellmeister der Kathedrale ihr zeigt. Und später unterrichtet sie ihre Mitschwestern darin, Werke aufzuführen. Vermutlich auch ihre eigenen, denn Isabella Leonarda ist eine ausgezeichnete Komponistin. Sie schreibt vor allem geistliche Musik: Messen, Motetten, Magnificats und Psalmvertonungen. Ihre Partituren lässt sie drucken. Was dabei nie fehlen darf: Eine Widmung an die Gottesmutter.
Ich komponiere nicht, um in der Welt angesehen zu sein, sondern einzig in tiefer Hingabe an die Jungfrau Maria.
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Rachel Podger & Daniele Caminiti ~ Isabella Leonarda - Sonata Duodecima
Und die Nonne merkt an, dass sie selbstverständlich ausschließlich in ihrer freien Zeit komponiert, um nicht von den klösterlichen Pflichten abgelenkt zu sein.
Als Isabella Leonarda mit 83 Jahren stirbt, hinterlässt sie über 200 Kompositionen. Bemerkenswert sind ihre Sonaten Opus 16. Sie gehören zu den ersten Instrumentalwerken, die nachweislich von einer Frau geschrieben wurden.
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Sendung: "Allegro" am 06. September 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK