Große Oper im kleinen Madrigal: Claudio Monteverdi hat in seinem 7. Madrigalbuch kleine dramatische Szenen komponiert und so das alte Madrigal entstaubt. Concerto Italiano hat das komplette Buch auf zwei CDs veröffentlicht.
Bildquelle: © Naïve
Beethoven schrieb neun Sinfonien, Dvořák ebenso – Monteverdi neun Madrigalbücher. Für das Label Naïve nehmen die italienischen Originalklang-Pioniere vom "Concerto italiano" unter der Leitung von Rinaldo Alessandrini nach und nach alle neune auf. Kürzlich ist das siebte erschienen – ein Madrigalbuch, in dem Monteverdi zurück und nach vorne blickt und aus beiden Perspektiven eine kraftvolle und lebendige Klangsprache formt.
Das siebte Madrigalbuch ist 1619 in Venedig erschienen. Am Horizont ist bereits die Oper als neuer Stern aufgestiegen und leuchtet immer heller am Musikfirmament. Warum also nicht aus dem schon etwas verstaubten Madrigal, dem Inbegriff musikalischer Lyrik, kleine dramatische Szenen machen? – denkt sich Monteverdi. Fein ziselierte Miniatur-Opern gewissermaßen.
Dramatisches Madrigal nennt man Monteverdis Innovation heute. Das ist aber nur eine lose Klammer, denn die Madrigale aus dem siebten Buch lassen sich kaum über einen Kamm scheren. Monteverdi entfaltet einen ungeahnten Reichtum an Zusammenklängen, vom Sologesang mit Instrumenten bis zum sechsstimmigen Vokalconsort mit Basso continuo, vom polyphonen Stimmgewebe bis zum rezitativischen Stil. Und abgeschlossen wird das Buch von dem Ballett "Tirsi e Clori", das Monteverdi am Hof von Mantua szenisch aufgeführt hatte, das aber auch als reines Musikstück funktioniert.
Diese Vielfalt hat Rinaldo Alessandrini, den Gründer und Leiter des "Concerto italiano", veranlasst, auf den zwei CDs von Monteverdis Abfolge der Madrigale im Erstdruck abzuweichen. Statt rein nach Besetzung sortiert Alessandrini die Madrigale nach inhaltlichen und poetischen Gesichtspunkten. So kommt das Zusammenspiel von Texten und Musik optimal zur Geltung.
"Concerto italiano" beherrscht die gesamte Bandbreite von der Renaissance-Musik bis zum Barock und ist deshalb das ideale Ensemble für die stilübergreifende Musiksprache von Monteverdi. Wen auch das noch nicht überzeugt: Letztendlich geht es in Monteverdis siebtem Madrigalbuch vor allem um eines, die Liebe. Und wer könnte da schon widerstehen!
Claudio Monteverdi
Concerto Italiano, Leitung: Rinaldo Alessandrini
Label: Naïve
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. Januar 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK