Ausgewählte Kantatensätze von Johann Sebastian Bach, arrangiert für eine Kammermusikbesetzung. Für jeden Musiker gibt es wohl Lieblingsstücke, die er oder sie besonders gerne spielt. Café Zimmermann hat sie aufgenommen und dabei besonderes Augenmerk auf die späte Schaffensphase gelegt.
Bildquelle: © Alpha
Bachs wunderschöne Sopranarie "Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen", aus einer seiner Kantaten, die Flöte übernimmt dabei den Part der Sängerin. Ein Lieblingsstück des Ensembles Café Zimmermann, entnommen dem Notenbüchlein von Johann Sebastian Bach. Dieses Notenbüchlein gibt es aber gar nicht. Nach dem Vorbild etwa des Notenbüchleins für Anna Magdalena Bach, dem Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach oder auch dem Orgelbüchlein, haben die Musizierenden eine Reihe von Werken für die Quartettbesetzung Flöte, Violine, Cello und Cembalo bearbeitet. Ganz wie bei der damals nicht nur bei den Bachs verbreiteten Hausmusik, wurden dafür auch einige echte Hits ausgesucht.
Ein wahrer Dauerbrenner, das Präludium der dritten Partita für Geige solo, von Bach für Orgel und Orchester bearbeitet und als Sinfonia einer festlich-repräsentativen Kantate vorangestellt. Café Zimmermann ist der Musik von Johann Sebastian Bach eng verbunden, wie nicht zuletzt der Name ja auch schon zeigt, der auf das Zimmermansche Kaffeehaus in Leipzig und Bachs Collegium Musicum verweist. Seit der Gründung 1999 steht die Musik von Bach auf dem Programm, ein Großprojekt ist die Gesamteinspielung sämtlicher Ensemblewerke. Bei diesem "Imaginary Music Book of J.S. Bach" nun lässt das leitende Duo Céline Frisch am Cembalo und Pablo Valetti, Geige, zusammen mit Cellist Petr Skalka und dem formidablen Flötisten Karel Valter seiner Spielkultur und -lust in dieser intimen Besetzung freien Lauf.
Neben instrumentalen und vokalen Sätzen aus verschiedenen Kantaten sind auch zwei geschlossene Triosonaten mit auf der CD. Da ist zum einen die berühmte aus dem Musikalischen Opfer, wo Bach ganz leise Töne in Richtung des in Berlin am Hofe Friedrichs II. gepflegten galanten Stils anschlägt - bei unverändert hoher kontrapunktischer Dichte. Gegenübergestellt wird eine Triosonate von Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel, die nur ein Jahr später entstanden ist und die allmähliche Wandlung des barocken Idioms illustriert. Noch einen Schritt weiter gehen zwei Bach-Bearbeitungen, die Wolfgang Amadeus Mozart im Rahmen seiner Kontrapunktstudien zugeschrieben werden.
Wie die Musiker und Musikerin ihr mehrstimmiges musikalisches Gespräch führen, das geht unter die Haut. Ganz frei wirken die Linien, eine ganz natürliche Gestaltung, die Musik entsteht wie von selbst. Dem Ideal der häuslich Bachschen Musikpflege kommen sie so sicher ein ganzes Stück näher als manch stirnrunzlig bedeutungsschwere Interpretation. Dazu passen auch die wirklich gelungenen Bearbeitungen, die den Werken keine Gewalt antun, sondern ihre musikalische Essenz auf diese Besetzung herunterbrechen. Sicher kommt da auch die intensive Beschäftigung mit der Musik von Bach seit mehr als 20 Jahren zum Tragen. Dieses Notenbüchlein ist kein Marketinggag, sondern eine liebe- und kunstvoll zusammengestellte Hommage mit Herz und Verstand.
Café Zimmermann
Label: Alpha
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. November 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK