Es war ein weiter Weg, bis unsere heutige Notenschrift entwickelt war. Eine bedeutende Neuerung wurde um 1230 vollzogen, als die Notenwerte Longa, Breve, Minima etc. eingeführt wurden und wunderschöne Musik komponiert wurde.
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Da entwickelt die junge Generation neue Ideen, wie Musik komponiert, gesungen und gespielt werden soll, und nennt diese neuen Ideen eben – "neu", und alles, was davor war – "alt".
So geschehen immer mal wieder in der Musikgeschichte. Dass dann "neu" und "alt" auch als Epochenbezeichnung verwendet werden, passiert aber nicht jedes Mal. In Frankreich verwenden mehrere Komponisten und Theoretiker im 14. Jahrhundert diese Begriffe, sie unterteilen in "ars antiqua" und "ars nova". Und diese Unterscheidung ist bis heute gebräuchlich. Weniger allerdings für zwei aufeinander folgende Epochen, eher für zwei Kompositionslehren.
Das Ende der ars antiqua, oder ars vetus, wie die Jahre bis etwa 1320 auch genannt werden, wird eingeläutet durch neue rhythmische Regeln, durch die Einführung der imperfekten Teilung der Notenwerte. Während der ars antiqua war es klar, dass eine Note in drei kleinere Noten unterteilt wird. Das nannte man "perfekte Teilung", "perfekt" wegen der Analogie zur Dreieinigkeit Gottes.
Neu während der ars nova war die imperfekte Teilung: Nun kann eine Note also auch in zwei kleinere Notenwerte unterteilt werden. Den Beginn der ars antiqua zu bestimmen ist etwas schwieriger. Am sinnvollsten scheint es, ihn mit der Einführung der Mensuralnotation zu verknüpfen. Bis etwa 1230 wird Musik in sechs verschiedenen rhythmischen Modi notiert. Die rhythmischen Möglichkeiten sind also vorgegeben und somit limitiert.
Franco von Köln schreibt dann als erster sehr genau auf, wie es auch anders geht: mit einer Maxima, die in drei Longa unterteilt wird, die wiederum in drei Breven und die dann in drei Semibreven. Ein großer Schritt in Richtung der Notenschrift, wie wir sie heute kennen.
In der Musik der ars antiqua dominieren also Werke, die sich durch neue rhythmische Freiheiten auszeichnen. Viele schöne Motetten werden damals komponiert, auch der Hoquetus oder das Rondeau sind weit verbreitet. Und Trouvères wie Jehannot de Lescurel oder Adam de la Halle besingen die Liebe.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 9. Juni 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK