Von Frankreich aus, befeuert durch den tanzenden Sonnenkönig, begann die Bourrée ihren Siegeszug. Sie wurde sowohl vom Volk als auch vom Adel und von professionellen Tänzern getanzt – und fand Einzug in die instrumentale Suite.
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Roi Soleil", der Sonnenkönig: Diesen Beinamen verdankt Ludwig XIV. seiner Liebe zum Ballett: Als Vierzehnjähriger tanzte er die Rolle der aufsteigenden Sonne. Bis zu seinem 30. Lebensjahr präsentierte sich der begnadete Tänzer ausgesprochen gern bei öffentlichen Aufführungen, den "Ballets de Cour". Und der Hofstaat eiferte fleißig dem königlichen Vorbild nach – was durchaus beabsichtigt war, denn beschäftigte und zerstreute Untertanen konnten ihm nicht so schnell gefährlich werden. Unter Ludwig XIV. kam auch die Bourrée in Mode.
Johann Mattheson beschrieb die Bourrée 1739 in seiner musiktheoretischen Schrift "Der vollkommene Capellmeister":
"Eine Melodie, die mehr fließendes, glattes, gleitendes und aneinander hängendes hat, als die Gavotte, ist die Bourrée. Das Wort an ihm selbst bedeutet eigentlich etwas gefülltes, gestopftes, wohlgesetzes, starkes, wichtiges, und doch weiches oder zartes das geschickter zum schieben, glitschen oder gleiten ist, als zum heben, hüpfen oder springen. Hiemit kommen die soeben erwähnten Eigenschafften der Boureen-Melodie ziemlich überein, nämlich: zufrieden, gefällig, unbekümmert, gelassen, nachlässig, gemächlich und doch artig."
Die Bourrée war zunächst sowohl als Gesellschaftstanz auf Bällen wie auch als Theatertanz in Oper und Ballett verbreitet. Von Versailles aus, mit den großen Komponisten wie Lully, Rameau oder Charpentier, kam sie in der gesamten höfischen Welt Europas in Mode. Später fand die Bourrée dann als ein zusätzlicher Satz Eingang in die Instrumental-Suite. Hier wurde sie – wie auch andere der sogenannten populären Tänze – meist nach der Sarabande gespielt. Oft traten diese auch als Paar auf, bei dem der erste Tanz wiederholt wird, nachdem der zweite gespielt wurde: eine Bourrée da capo.
Obwohl es die Bourrée in vielerlei Erscheinungsformen gab, so sind doch ein gerader Takt, der Beginn mit Auftakt, ein eher rasches Tempo und oft eine synkopische Taktaufteilung typisch. Als Volkstanz wird die Bourrée in vielen Regionen Frankreichs mit zum Teil sehr unterschiedlicher Ausprägung bis heute gepflegt. Moderne Komponisten beziehen sich auf beide Sphären. Ganz klar am höfischen Modell orientiert, ist die Boisterous Bourrée, die ungestüme Bourrée, der ersten Satz der Simple Symphonie von Benjamin Britten.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. September 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK