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Dietrich Buxtehude (um 1637 – 1707) Bedeutender Organist des Hochbarock

Bach, Händel und Mattheson sind nach Lübeck zum seinerzeit bedeutendsten Organisten, Dietrich Buxtehude, gereist. Braucht es noch mehr Beweise für dessen Genialität?

Bildquelle: © Wikimedia

Dietrich Buxtehude, der lange schon als Orgel- Komponist wiederentdeckt ist, der aber auch bezaubernd schöne Kammermusik für Violine und Gambe sowie Vokalmusik geschrieben hat, die vielfach erst im Zuge der Originalklangbewegung ausgegraben wurde. Und uns heute ein wichtiges Beispiel der Musikpraxis in Norddeutschland im 17.Jahrhundert ist. Sein Geburtsjahr dürfte 1637 gewesen sein, sein Geburtsort Helsingborg in Dänemark. Den ersten Orgelunterricht erhält er von seinem Vater.

DIE ABENDMUSIKEN

Mit Anfang 30 wird er zum Organisten an der Marienkirche in Lübeck ernannt, das ist damals eine der wichtigsten Organistenstellen in Norddeutschland. Gleichzeitig wird ihm das Amt des Werkmeisters übertragen, er ist also auch Sekretär und Schatzmeister und mit Verwaltungsaufgaben befasst. An dieser Kirche bleibt Buxtehude fast vierzig Jahre. Neben dem üblichen Orgelspiel während der Gottesdienste gelingt es ihm, eine der ersten öffentlichen Konzertreihen zu etablieren, die Abendmusiken. Die hatte sein Vorgänger Franz Tunder initiiert, und Buxtehude übernimmt diese Reihe als Manager, Komponist, Musiker an der Orgel.

"welche der welt-berühmte Organist und Componist Dietrich Buxtehude anjetzt verwaltet; da dann insonderheit auf der großen Orgel jährlich von Martini bis Weihnachten an 5 Sonntagen die angenehme Vokal- und Instrumental Abend- Musik nach der Sonntags- Vesper- Predigt, von 4 bis 5 Uhr, das sonst so nirgends wo geschiehet, von vorgedachtem Organisten als Directore kunst- und rühmlich prasentiret wird." (Lübecker Stadtführer, 1697)

Bei den Abendmusiken kann er seine Oratorien aufführen, bei Hochzeiten oder Beerdigungen werden seine Konzerte, Arien oder Kantaten gesungen. Und natürlich führt er seine Orgelwerke auf, Präludien, Choralbearbeitungen oder Ostinato- Werke. Die Ostinato- Idee, eine kurze Tonfolge im Bass, die stetig wiederholt wird, findet man zu dieser Zeit sehr häufig in Süddeutschland, in Österreich oder Italien. In Lübeck ist das eine Neuheit, von der Buxtehude auch in seiner Kammermusik oft Gebrauch macht.

DER LEGENDÄRE BESUCH VON BACH

Dass er ein ganz außergewöhnlicher Musiker ist, das weiß man bald auch weit außerhalb Lübecks. 1705 erhält er Besuch des jungen Johann Sebastian Bach, der damals gerade im knapp 400 Kilometer entfernten Arnstadt lebt.

"Hier in Arnstadt bewog ihn einsmals ein besonders starker Trieb, den er hatte, so viel von guten Organisten, als ihm möglich war, zu hören, dass er, und zwar zu Fusse, eine Reise nach Lübeck antrat, um den dasigen berühmten Organisten an der Marienkirche Diedrich Buxtehuden, zu behorchen." (Nachruf Johann Sebastian Bach)

Bach verlängert seinen Aufenthalt eigenmächtig von vier Wochen auf vier Monate. Ob er auch daran denkt, sich um die Nachfolge Buxtehudes zu bewerben, ist unklar.

DIE SUCHE EINES NACHFOLGERS

Anders sehen es zwei Organisten, Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson, die aus Hamburg anreisen, "um dem vortrefflichen Organisten, Dieterich Buxtehude, einen künftigen Nachfolger auszumachen. Wir bespielten daselbst fast alle Orgeln und Clavicimbel. Wir hörten anbey wohlgedachten Künstler, in seiner Marien- Kirche, mit würdiger Aufmerksamkeit zu. Weil aber eine Heiraths- Bedingung bey der Sache vorgeschlagen wurde, wozu keiner von uns beiden die geringste Lust bezeigte, schieden wir, nach vielen empfangenen Ehrenerweisungen und genossen Lustbarkeiten, von dannen." (Johann Mattheson: Grundlage einer Ehrenpforte, 1740)

Der neue Organist an der Lübecker Marienkirche wird schließlich Johann Christian Schieferdecker, bislang Buxtehudes Assistent. Dietrich Buxtehude stirbt am 09.Mai 1707, beigesetzt wird er in seiner Marienkirche.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. März 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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