Seine Besonderheit: Mitspracherecht für alle, sein Kennzeichen: ein satter barocker Klang. Seit 30 Jahren interpretiert das Freiburger Barockorchester Corelli, Bach und Co, scheut aber auch nicht vor Neuer Musik zurück.
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FBO-Konzertmeister Gottfried von der Goltz über die Anfänge: "Wir waren ja alle Studenten damals. Hauptsächlich Geiger in der Klasse von Rainer Kussmaul, die sich interessiert haben, unbedingt auf historischen Instrumenten zu spielen. Das war damals geradezu ein Virus! Es gab einfach ein wahnsinniges Bewusstsein um dieses: wie muss die Musik eigentlich gespielt werden? Wie kann man dieser Musik anderes Leben einhauchen? Das hat uns damals sehr fasziniert."
Der Barockmusik-Virus, den der Konzertmeister und künstlerische Leiter Gottfried von der Goltz beschreibt, hat das Freiburger Barockorchester gehörig erwischt. Aus dem ursprünglichen Studentenorchester ist eines der profiliertesten Originalklang-Ensembles geworden mit Gastspielen weltweit.
In einer sektschwangeren Silvesternacht Mitte der 80er-Jahre kam die Idee unter einigen Freiburger Musikstudenten auf, ein Barockorchester zu gründen. Man traf sich in den WGs der beteiligten Musiker und erarbeitete sich nach und nach ein Repertoire. So heißt es im Gründungsmythos. Im ersten Konzert an einem Novemberabend im Jahr 1987 erklangen dann Purcell, Corelli und Lully. Über den barocken Tellerrand schaut das FBO aber längst hinaus. Musik bis in die Gegenwart liegt inzwischen auf den Notenständern und stellt auch zeitgenössische Komponisten vor neue Herausforderungen. Die schätzen den besonderen Klang des Orchesters. Aber auch für die Musiker ist es eine willkommene Herausforderung, die gewohnten Muster und Strukturen ihrer Barockmusik zu verlassen. Alte Instrumenten können eben nicht nur alte Musik, sagt Gottfried von der Goltz: "Die historischen Bläser mischen sich besser. Die modernen Blasinstrumente sind viel mehr auf solistische Brillanz ausgerichtet."
Kernrepertoire des Ensembles bleiben dennoch Corelli, Telemann, Bach und Co. Neue Impulse gewinnt das Orchester durch die Zusammenarbeit mit wechselnden Solisten und Dirigenten. Mit Philippe Herreweghe, René Jacobs oder Pablo Heras-Casado etwa entstanden mitreißende Konzertprogramme und CD-Einspielungen, die Maßstäbe setzten. Außerdem steht ein Generationswechsel an. Viele der ehemaligen Gründungsmitglieder erreichen allmählich das Rentenalter. Jüngere Musiker mit neuen Ideen kommen dazu. Eine Verjüngungskur aber, die hat das Orchester nicht nötig, sagt Konzertmeister Von der Goltz: "Wir haben uns dagegen gewehrt, ein professionelles Orchester zu werden mit geregelten Dienstzeiten und geregelter monatliche Bezahlung. Wir sind ein überzeugtes Projektorchester, das sich immer dann trifft, wenn ein neues Projekt ansteht und wir werden auch projektweise bezahlt. Und ich glaube, das hält auch irgendwie jung."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. Mai 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK