Auch am fürstbischöflichen Hof in Würzburg wollte man italienische Musiker hören. Dank des Grafen in Wiesentheid sind uns Plattis Kompositionen überliefert, die nicht nur die Herzen von Cellisten höherschlagen lassen.
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1722 verpflichtete der Fürstbischof von Würzburg, Johann Philipp Franz von Schönborn, für seine Hofkapelle mehrere italienische Musiker und Sänger, darunter auch Giovanni Benedetto Platti. Dieser hatte seine musikalische Ausbildung in Venedig erhalten, wo er Schüler von Francesco Gasparini war. Das Anstellungsdekret in Würzburg nennt Plattis Aufgaben:
"Er habe zu dienen mit Fleiß und Genauigkeit in allem, was ihm angeordnet wird sowohl auf der Oboe als auch auf der Violine für die Kirchenmusik nicht weniger als für die Kammermusik."
Platti blieb bis zu seinem Tod Musiker der fürstbischöflichen Kapelle. Der größte Teil seines kompositorischen Schaffens ist allerdings nicht in Würzburg überliefert, sondern im nahe gelegenen Wiesentheid. Dort residierte der Graf Rudolf Franz Erwein von Schönborn, selbst ein Cellist und leidenschaftlicher Freund der italienischen Musik. Über die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Würzburger Bischöfen aus dem Haus Schönborn kam er in Kontakt zu Platti, der eine große Anzahl an Werken für Privataufführungen in Wiesentheid schrieb - schwerpunktmäßig für das Violoncello.
Seinen überregionalen Ruhm verdankte Platti allerdings dem gedruckten Schaffen, das zwischen 1742 und 1746 in Nürnberg erschien. Zusammen mit Johann Sebastian Bach gehört er zu den frühen Pionieren der damals ganz neuen Gattung des Clavierkonzerts.
Mit großer Leidenschaft widmete sich der leider viel zu früh verstorbene Cellist Sebastian Hess dem Werk Plattis. Seine Einspielungen leisteten einen immensen Beitrag zur Wiederentdeckung des Komponisten. Sebastian Hess fand besonders den stilistischen Reichtum in der Musik von Platti faszinierend:
"…die Stilvielfalt geht von eben einem Vivaldi-artigen Feuerwerk bis zu Sachen, die auch C.P.E. Bach schon gut gestanden hätten. Das finde ich einfach wunderschön, dass ein Komponist in der Zeit so innovativ vorgeht. Aber er hatte ja auch einen großen Mäzen und Inspirator in Rudolf Franz Erwein Schönborn, eine unglaublich spannende Persönlichkeit, die ja auch diese Sammlung letztlich begründet und aufgebaut hat - einfach aus diesem immensen Interesse an der Sache und am Cellospiel. Er hat einfach - glaube ich - völlige künstlerische Freiheit gehabt, zu machen, was er wollte, und war nicht an irgendwelche höfische Stilkonventionen gebunden, und dadurch glaube ich entsteht etwas ganz Einzigartiges."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. Januar 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK