Neun Schwestern, die als Schutzgöttinnen für die Künste agieren, das sind die Musen. Schade eigentlich, dass es irgendwie aus der Mode gekommen scheint, sie anzurufen.
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"Muse! Erzähle mir von dem Mann, dem vielgewandten, der weit umhergetrieben wurde, nachdem er die heilige Feste Trojas zerstörte!"
Mit diesen Worten ruft Homer am Anfang der "Odyssee" die Muse an: er schwört durch ihren Namen die Kunst herbei, sieht sich selbst lediglich in der Rolle des Sprachrohrs einer höheren Instanz – der göttlichen Muse. Die Musen sind die neun Töchter des Zeus und der Titanin Mnemosyne, zu deutsch: "Erinnerung".
Einige der Musen sind für die Künste zuständig: Euterpe für das Flötenspiel, Thaleia für die Komödie, Polyhymnia für die Hymnendichtung und Terpsichore für den Tanz. Andere haben sich auf bestimmte Wissenschaften spezialisiert: Kleio auf die Geschichte oder Urania auf die Astronomie. Die älteste und weiseste der neun Schwestern aber, Kalliope, ist eine wahre "Allrounderin"'. Sie deckt die unterschiedlichsten Felder ab wie die epische Dichtkunst, die Philosophie, die Rhetorik, das Saitenspiel und ganz allgemein die Wissenschaft.
Von den Musen erhielt das Museum seinen Namen und auch die Musik ist nach ihnen benannt. Mousiké techné – die Musenkunst umfasste für die Griechen das Dichten, Singen, Spielen und Tanzen. In der Verehrung der Musen spiegelt sich noch die Herkunft der Kunst aus Gottesdienst und Kultus. Dieser göttliche Funke, dieses kultische Feuer nährt bis heute die Aura des Künstlers.
In der Renaissance griffen Künstler und Literaten Europas die Ideale der griechischen und römischen Antike wieder auf. So übernahmen einige Barockkomponisten von den epischen Dichtern die Tradition, die Musen anzurufen. In François Couperins Sonate "Le Parnasse" etwa bittet der italienische Geiger und Komponist Arcangelo Corelli am Fuß des Bergs Parnass, des Musensitzes, um Aufnahme in den Kreis der Göttinnen.
Berühmt sind auch die Ballette von Rameau über Polyhymnia und von Händel über Terpsichore. Johann Caspar Ferdinand Fischer widmete den neun Musen einen Cembalo-Zyklus mit dem Titel "Musikalischer Parnassus".
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 8. September 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK