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Noël Weihnachtliches französisches Lied, Orgel- oder Ensemblestück
Weihnachten ohne die passende Musik? Undenkbar. Bei uns ist es vielleicht "Stille Nacht", das auf keinen Fall fehlen darf; in Frankreich werden "Noëls" gesungen und gespielt, mal im Orchester, mal auf der Orgel.
Bildquelle: colourbox.com
Die "Simphonie des Noëls" von Michel Richard Delalande: Inbegriff stimmungsvoller, anheimelnder, behaglicher – einfach schöner französischer Barockmusik zur Weihnachtszeit. Das Wort "noёl" leitet sich her vom altfranzösischen "naulet", vom provenzalischen "nadal" beziehungsweise vom lateinischen "natalis", was so viel wie "auf die Geburt Christi bezogen" bedeutet.
IN RENAISSANCE UND BAROCK
Seit dem 15. Jahrhundert steht der Terminus "Noёl" zunächst für eine literarische Gattung, deren strophenförmige Dichtungen in Französisch oder französischer Mundart Melodien des Gregorianischen Chorals, bekannter Kirchenlieder oder Chansons unterlegt werden; zum Beispiel die Choralmelodie "Letabundus exultet fidelis chorus: Alleluja" (Voller Freude soll der Chor der Gläubigen jubilieren: Halleluja!), die dann als Noël einen neuen Text bekommt: "Hui enfantez fu il filz Dieu, chantez, chantez: Alleluja!" (Heute wurde Gottes Sohn geboren, singt: Halleluja, Halleluja!).
AUCH NEUKOMPOSITIONEN
Neben den Noёls auf bereits vorhandenen Melodien entstehen auch Originalkompositionen. Ein frühes Beispiel hierfür ist ein dreistimmiges Noёl von Adam de la Halle aus dem 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert hat sich das Singen von Noёls längst als Brauch in Frankreich etabliert – in der Kirche (zumal in der Mitternachtsmesse an Heiligabend) und auch zu Hause, am Kamin nach beendetem Abendessen in der Advents- und Weihnachtszeit.
Im 17. Jahrhundert hält das Noel Einzug in die rein instrumentale Musik. Marc-Antoine Charpentier und Michel Richard Delalande schreiben Arrangements für Ensemble, und durch Organisten wie Louis-Claude Daquin, Jean-Francois Dandrieau und Claude-Bénigne Balbastre werden Noёls in Form von Variationen zum festen Bestandteil der französischen Orgelmusik.
RÜCKBESINNUNG
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erlischt die Tradition der originalen Noёls. Doch bis in unsere Zeit leben sie weiter als Antiquitäten, die die Vergangenheit beschwören. "Variations sur un vieux Noel" (Variationen über ein altes Noёl) ist eine monumental Orgelkomposition aus dem 20. Jahrhundert von Marcel Dupré betitelt.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Dezember 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK
