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Interview mit Théotime Langlos de Swarte Jedi-Ritter mit Geigenbogen

Die Geige, die er spielt, ist fast zehnmal so alt wie er. Es ist eine Steiner aus dem Jahr 1665. Théotime Langlos de Swarte dagegen ist noch keine 30. Der Barockmusik verfallen ist er schon als kleiner Junge. Im Interview erzählt er von seiner musikalischen Kindheit, seiner Liebe zur Barockmusik und dass das Alter dabei sowieso keine Rolle spielt.

Théotime Langlois de Swarte, Barockvioline | Bildquelle: © Marco Borggreve

Bildquelle: © Marco Borggreve

BR-KLASSIK: Stimmt es, dass wir es nicht zuletzt Zorro und Star Wars verdanken, wenn Sie heute hier auf der Bühne stehen?

Théotime Langlos de Swarte: Ja, tatsächlich, als Kind war ich fasziniert von allem, was mit Rittern zu tun hatte, von Schwertkämpfen und von Jedi-Rittern. Und so bin ich zur Geige gekommen. Denn als ich vier war, wollte ich mein eigenes Schwert haben – und dieses Schwert, das war für mich mein Geigenbogen!

BR-KLASSIK: Sie sind am Rand der Pyrenäen geboren, an der Grenze zu Spanien, in der Stadt Céret – die Heimat der Sardana, eines katalanischen Volkstanzes. Wie sehr war Ihre Kindheit von Musik geprägt?

Théotime Langlos de Swarte: Meine Kindheit war vor allem in familiärer Hinsicht von Musik geprägt. Meine beiden Eltern sind Gesangslehrer, und auch meine Geschwister machen Musik. Ich war als Kind von Musik umgeben, von den Gesangsstunden, die ich jeden Morgen zuhause gehört habe. Ich hatte eine glückliche Kindheit.

BR-KLASSIK: Sie sind schon mit 9 zur Barockvioline gekommen, aber haben dann später moderne Violine studiert, ausgerechnet bei einem Schüler von Celibidache, bei Michael Hentz. Warum sind Sie diesen Weg gegangen?

Théotime Langlos de Swarte: Ich wollte technisch möglichst viel lernen, um musikalisch so frei wie möglich zu sein. Und ich dachte, die Beschäftigung mit dem großen Repertoire, mit Prokofjew, Schostakowitsch, Tschaikowsky, Brahms, würde mir auch erlauben, Leclair, Locatelli und Vivaldi anders zu spielen. Was die technischen Fähigkeiten angeht, aber auch vom Klang her. Mir geht es um diesen großen Geigenklang – nicht um den Klang des 19. Jahrhunderts natürlich, sondern durchaus um einen barocken Klang, aber um eine gewisse Dichte des Klangs. Für Michael Hentz war aufgrund der Arbeit mit Celibidache die Natur des Klangs sehr wichtig, die Natur der harmonischen Resonanzen. Und ich habe fünf Jahre lang mit ihm an der Textur des Klangs gearbeitet, und daran, auch in einer Gruppe Geschlossenheit durch den Klang zu erreichen.

BR-KLASSIK: Also der Klang ist etwas sehr Wichtiges für Sie?

Théotime Langlos de Swarte: Absolut! Für mich ist Musik in erster Linie Klang! Manchmal entfernt man sich ein bisschen vom Klang, um im Notentext zu sein. Und keine Frage, der Text kann einem gewisse Dinge erzählen – aber der Klang erzählt alles.

Für mich ist Musik in erster Linie Klang!
Théotime Langlos de Swarte

BR-KLASSIK: Hatten Sie von Anfang an die Absicht, zur Barockgeige zurückzukehren?

Théotime Langlos de Swarte: Auf alle Fälle, denn das ist eine Musik, die mich berührt, eine Musik, die ich zu spielen liebe! Es gibt eine Art Resonanz zwischen mir und dieser Musik. Auch die Leute wollen mich lieber mit dieser Musik hören, als mit Musik des 19. Jahrhunderts, was ich verstehe. Denn die Barockmusik berührt mich, und ich bin heute einer ihrer Botschafter!

BR-KLASSIK: Und warum berührt Sie diese Musik?

Théotime Langlos de Swarte: Das hängt wahrscheinlich stark mit meiner familiären Herkunft zusammen, denn als Kind habe ich viel Barockmusik gehört. Und dann gab es später viele weitere Begegnungen - besonders die mit William Christie, der mich sehr geprägt hat. Das war zur selben Zeit, als ich bei Michael Hentz studiert habe. Die Barockmusik berührt mich mit ihrer Harmonik, der ganzen musikalischen Sprache des 17. und 18. Jahrhunderts, dem Generalbass. Es ist schwierig, das mit Worten zu beschreiben. Ich atme einfach mit der Musik von Lully bis Rameau über Bach, Händel und natürlich Vivaldi. Ich schwinge mit dieser Musik.

BR-KLASSIK: Und wie gewinnt man junge Leute für Barockmusik?

Théotime Langlos de Swarte: Ich selbst habe mich als Teenager in Barockmusik verliebt, und zwar in Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Ich habe damals eine Version mit der Geigerin Amandine Beyer gehört, die ich so sehr mochte, dass ich sie endlos wiederholt habe. Zugleich glaube ich aber auch, dass man eine gewisse Reife braucht, um klassische Musik zu mögen. Auch eine gewisse Bildung und eine gewisse Sensibilität. Meine Frisörin zum Beispiel liebt klassische Musik, aber erst, seitdem sie 55 ist. Vorher hat sie nie welche gehört. Aber plötzlich hat sie diese Komplexität im Vergleich zur Popmusik angesprochen. Vorher hatte sie einfach nicht die Offenheit, nicht die Zeit, ins Konzert zu gehen. Und jetzt geht meine Frisörin in Paris jedes Jahr in fünf klassische Konzerte, mit ganz unterschiedlichen Programmen. Es gibt oft diese Aufforderung an uns, das Publikum zu verjüngen. Aber in Wirklichkeit genügt es, wenn die Leute kommen und diese Musik mögen, ganz egal, wie alt sie sind.

Sendung Tafel-Confect am 20.05.2024 ab 12:05 auf BR-KLASSIK

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