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Bruckner spielt Orgel bei Liszts Trauerfeier Lichtblick beim trostlosen Requiem

Bayreuth, 4. August 1886. Am 31. Juli 1886 war Franz Liszt gestorben, nun wird sein Requiem begangen. Kein Geringerer als Anton Bruckner spielt zu dieser Gedenkfeier die Orgel. Cosima Liszt scheint der Tod ihres Vaters allerdings nicht sehr nahe zu gehen ...

Bildquelle: picture alliance / akg

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Mit einem Requiem für ihren Vater schließt Cosima Wagner die "Akte Liszt". Einsam hat sie ihn sterben lassen. Nicht einmal einem Priester gewährte sie Zugang an das Krankenbett ihres frommen Vaters. Stillschweigend hätte Cosima Wagner ihn auch am liebsten unter die Erde gebracht. Der Tod des Vaters passt einfach nicht in ihren Terminkalender.

Liszts Tod wird in Bayreuth nicht erwähnt

Keine Informationen über Liszts Beerdigung sollten darum nach außen dringen, Cosima Wagner will jegliches Tohuwabohu vermeiden. Ex-Lebensgefährtin von Liszt Caroline Fürstin zu Sayn-Wittgenstein stellte fest: "Ich ließ mir die Bayreuther Zeitungen aus der Zeit vom 28. Juli bis 10. August kommen. Nicht ein einziges Mal finden Krankheit und Tod Liszts Erwähnung!" Doch Cosima Wagner hat – verklärt von Tristan-Akkorden und Wagnertuben – nicht mit der Kraft der Buschtrommeln gerechnet. Die Komponisten Alexander Siloti und Anton Bruckner sowie viele von Liszts Schülerinnen und Schüler reisen an, um den Feierlichkeiten beizuwohnen, obwohl Cosima versuchte hatte, dies zu verhindern.

Cosima empfängt niemanden

Anton Bruckner war schon am Tag vorher angereist. Nun spielt er die Orgel beim Requiem und erweist Liszt eine letzte musikalische Ehre. Das war ihm ein Anliegen, gehörte doch Liszt – neben Wagner – zu den wenigen international anerkannten musikalischen Autoritäten jener Zeit, die Bruckner Mut zugesprochen hatten. Bruckner hatte ihm zum Dank seine Zweite Symphonie gewidmet. In der katholischen Stadtkirche improvisiert er über Themen aus Wagners "Parsifal", hält sich also brav an die Vorgabe, keine Note von Liszt zu spielen. Für die Trauergäste und den musizierenden Anton Bruckner bringt Cosima Wagner kein Wort des Dankes über ihre Lippen. Niemanden empfängt sie persönlich, weil das illustre Treiben auf dem Grünen Hügel Vorrang hat.

Felix Weingartner ist konsterniert

Cosima Wagner verbringt den Abend des 4. August lieber mit ihren Kindern im Festspielhaus. Dirigent Felix Weingartner ist erschüttert über diese Gefühlskälte: "Alles erweckte den Anschein – der wohl auch beabsichtigt war – als sei der Tod Franz Liszts nicht wichtig genug, um den Glanz der Festspiele wenigstens für kurze Zeit, als Zeichen der Trauer, zu dämpfen. Seither habe ich keinen Fuß mehr durch die Tür des Hauses Wahnfried gesetzt!"

Eine von Bruckners wenigen Orgelkompositionen

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Anton Bruckner - Vorspiel und Fuge c-Moll | Aldert Winkelman | Orgel Sint-Nikolaaskerk Brouwershaven | Bildquelle: Aldert Winkelman (via YouTube)

Anton Bruckner - Vorspiel und Fuge c-Moll | Aldert Winkelman | Orgel Sint-Nikolaaskerk Brouwershaven

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Sendung: "Allegro" am 04. August 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Dienstag, 08.August, 10:00 Uhr

Dr. Andrea Harrandt

Bruckner spielt Orgel bei Liszts Trauerfeier

Zu diesem Beitrag darf ich einige Kommentare anbringen:
Bruckner reiste nicht extra zum Begräbnis von Liszt an, sondern reiste bereits am 24. Juli mit dem Sonderzug des Wiener Wagner-Vereins nach Bayreuth, um die Festspiele zu besuchen.
Das Bayreuther Tagblatt berichtete sehr wohl von Liszts Tod, z.B. am 2. August 1886.
Bruckner wollte seine Zweite Symphonie Franz Liszt widmen. Dieser ließ jedoch die Partitur bei seinem Onkel im Schottenhof in Wien liegen. Daraufhin zog Bruckner die Widmung zurück. Die Zweite Symphonie ist daher die einzige ohne Widmungsträger.
In diesem Zusammenhang darf ich auf mein 2019 erschienenes Buch "Anton Bruckenr in Bayreuth" (Anton Bruckner. Dokumente & Studien 19) verweisen.

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