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Die Komponistin Delia Derbyshire Delia Who?

Coventry, 5. Mai 1937: Delia Derbyshire wird geboren. Sie war eine der einflussreichsten Soundkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeiten für die BBC erreichten Millionen, vor allem natürlich die Melodie für die Science-Fiction-Serie "Dr. Who". Außerdem gilt Delia Derbyshire als Wegbereiterin des Techno.

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Vor genau sechzig Jahren, 1963 um genau zu sein, schickte ihn die BBC zum ersten Mal auf Mission: Dr. Who, den zeitreisenden Protagonisten der gleichnamigen Kultserie. Und das begleitet von den fluoreszierenden Bubble-Sounds, die Delia Derbyshire konstruiert hatte. Mit Sicherheit ihre bekannteste Arbeit – auch wenn sie erst spät Anerkennung dafür bekam, weil die BBC damals beschloss, dass ihre Angestellten anonym bleiben sollten. Die Zutaten: eine Armee von Oszillatoren, also Schallerzeugern, Bandmaschinen und viel, viel Zeit natürlich. Stunden, Tage bringt Derbyshire im Studio zu, an einem Ort, der aussieht wie die Schaltzentrale eines Atomkraftwerks.

Revolutionärin oder höhere Tochter?

Es gibt einen Clip aus dieser Zeit. Er zeigt Delia Derbyshire vor ihren Instrumenten. Gediegen wirkt das alles, öffentlich-rechtlich. Das schwarze Kleid, die überschlagenen Beine, das nasale Britisch. Eine Revolutionärin mit der Ausstrahlung einer höheren Tochter.

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1965: How DELIA DERBYSHIRE made the DOCTOR WHO theme I Tomorrow's World I Music I BBC Archive | Bildquelle: BBC Archive (via YouTube)

1965: How DELIA DERBYSHIRE made the DOCTOR WHO theme I Tomorrow's World I Music I BBC Archive

Es hat gedauert, bis Delia Derbyshire hier angekommen ist. Geboren wird sie in Coventry, einem Industriezentrum in Mittelengland. Katholisches Arbeitermilieu. Delia lernt Klavier, später Violine, liebt es abstrakt, interessiert sich für Schallwellen und studiert schließlich Mathematik und Musik. Sogar in Cambridge. Der Einstieg ins Machen ist trotzdem schwierig. Die Decca sagt ihr ab, man nimmt keine Frauen. Glück für die BBC, dort kommt Delia schließlich unter – und zwar beim berühmten Radiophonic Workshop in den Londoner Maida Vale Studios. Die Klangkoryphäen des Königreichs treffen sich hier zum Tüfteln. Ein Kreis von Pionieren, zu denen nun auch die Pionierin Delia Derbyshire gehört.

BBC-Ikone und Techno-Pionierin

Hier fühlt sie sich endlich angenommen und macht sich schnell einen Namen. Kreiert ikonische Sounds für den Rundfunk, psychedelisch, futuristisch, aufregend fremd. Wer damals BBC 3 einschaltet, der hört Delia Derbyshire. Bis in den Siebzigern die Synthesizer dazwischen grätschen, mit denen Derbyshire nichts anfangen kann. Zu anorganisch, findet sie. Und verlässt die BBC.

Was dann folgt, sind keine leichten Jahre. Derbyshire probiert verschiedene Berufe aus, arbeitet als Buchhändlerin, später als Funktechnikerin. Außerdem kämpft sie mit Depressionen – und immer wieder mit dem Alkohol. Erst in den Neunziger findet sie zurück zum Musikmachen, ermutigt von einer jüngeren Generation an Künstlerinnen und Künstler, die aus dem Techno oder House kommen und begeistert sind von ihren Sounds. Beinahe kommt es sogar zu einem neuen Album, vollenden kann sie es nicht. Im Sommer 2001 stirbt Delia Derbyshire.

Viel hat sie also nicht mitbekommen vom neuen Jahrtausend. Aber die Musik dafür, die hat sie ganz maßgeblich miterfunden.

Doku über Delia Derbyshire

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The Delian Mode - Delia Derbyshire documentary | Bildquelle: mprobs (via YouTube)

The Delian Mode - Delia Derbyshire documentary

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 05. Mai 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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