US-Bundestaat New Hampshire, 5. September 1867: Die Pianistin und Komponistin Amy Beach, geborene Cheney, kommt zur Welt. Sie gilt bald als Wunderkind am Klavier und veröffentlicht als erste Frau in den USA eine Symphonie.
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Die kleine Amy hat gerade das Laufen gelernt, als ihre Eltern zum ersten Mal stutzig werden. Über 40 Melodien singt die Kleine schon tadellos aus dem Gedächtnis. Kaum ist sie drei, schnappt sie sich Bücher und bringt sich selbst das Lesen bei. Als Vierjährige erstaunt sie ihre Familie mit selbst komponierten Walzern. Amy ist eindeutig hochbegabt! Nach ihrem sechsten Geburtstag bekommt das Mädchen endlich den heiß ersehnten Klavierunterricht.
Amy gilt als Wunderkind am Klavier. Mit sechzehn gibt sie ihr erstes öffentliches Konzert als Pianistin in der Boston Music Hall – und wird von Publikum und Presse umjubelt. Außerdem komponiert Amy eifrig weiter, wobei sie sich Kontrapunkt und Orchestrierung einfach selbst beibringt. Der Beginn einer erfolgreichen Karriere als Musikerin, sollte man meinen. Doch es kommt anders.
1885 heiratet die damals 18-Jährige. Ihr Mann Dr. Henry Beach ist ein angesehener Chirurg in Boston und 24 Jahre älter als sie. Und er erwartet, dass sich seine junge Ehefrau als folgsame Gattin um Charity-Events kümmert. Wenn Amy Beach als Pianistin auftritt, dann geschieht das ausschließlich zu Wohltätigkeitszwecken, und höchstens ein-, zweimal im Jahr. Immerhin darf sie ihre Kompositionen mit den Initialen ihres Ehemannes veröffentlichen, als Mrs. H.H.A. Beach.
Amy Beachs Tonsprache ist dicht und romantisch. Sie interessiert sich für die Melodien der amerikanischen Ureinwohner und für Folklore. Ihre meisterhafte "Gaelic Symphony" wird ein Meilenstein in der Musikgeschichte. Denn sie ist die erste Frau, die in den USA eine Symphonie komponiert und veröffentlicht.
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Amy Beach, Gaelic Symphony in E Minor – I. Allegro con fuoco
Erst als ihr Mann nach 25 Jahren Ehe stirbt, kann Amy Beach endlich wieder frei konzertieren und sogar in Europa als Pianistin auftreten. Aber Amy verfolgt noch ein weiteres wichtiges Anliegen: Sie setzt sich engagiert für die Rechte der Frauen ein. In den 1920er Jahren wird sie Mitgründerin des Vereins amerikanischer Komponistinnen, der Association of American Women Composers. Frauen sollen die gleiche Ausbildung bekommen wie Männer. Und sie fordert, dass Musikerinnen auch als Ehefrau und Mutter künstlerisch aktiv bleiben dürfen.
Heute gilt Amy Beach als Pionierin der Frauenbewegung in den USA – und als begnadete Komponistin und Musikerin. Als sie am 27. Dezember 1944 im Alter von 77 Jahren stirbt, hat sie mehr als 300 Werke geschrieben, von Klavierduos und Liedern bis zu Orchesterwerken. Die meisten werden noch zu ihren Lebzeiten aufgeführt. Damals eine absolute Sensation!
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Sendung: "Allegro" am 5. September 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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