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23. Januar 1765 - Das erste Abonnementkonzert Europas "Bach-Abel Concert" im Luxustempel

Sie konnten sich glücklich schätzen, diejenigen, die drin waren im ersten Abonnementkonzert Europas: im "Bach-Abel Concert". Bach, das war Johann Christian, jüngster Bach-Sohn, sowie der Gambenvirtuose Carl Friedrich Abel. Beide sind nach London gekommen, um Karriere zu machen.

Eintrtittskarten zu den Bach-Abel Concerts | Bildquelle: picture alliance/akg-images

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Was heute geschah zum Anhören

Bach kam aus Mailand, da war er Domorganist und Herzensbrecher an diversen italienischen Opernhäusern. Weil er es zu wild trieb mit Sängerinnen und Tänzerinnen, gab man ihm Bühnenverbot. Ein guter Grund, das Weite zu suchen. Und Abel? Er ist der letzte große Gambensolist des 18. Jahrhunderts. Als solcher zieht er durch die Lande und landet schließlich in London. Ein musikalisch heißes Pflaster, denn in Vergnügungsparks läuft quasi ganztags Livemusik. Und die beiden schreiben Stücke dafür.

Musik für die High Society

Bach und Abel treffen sich und mögen sich. Sie haben einiges gemeinsam: ihre Trunksucht, die Musik und dazu ein gutes Händchen für Erfolg. Sie gründen eine Wohngemeinschaft, treten zusammen auf, und ihre Karrieren nehmen Fahrt auf. Dann kommt Teresa Cornelys, Venezianerin, Geliebte von Casanova, in die Jahre gekommene Opernsängerin. Und sie hat einen Plan: Musik für die High Society, abgegrenzt vom Pöbel der Vergnügungsparks, im Trockenen statt Open Air. Besser als singen kann sie Männer verführen und dabei ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Das macht sie so oft, bis sie das Geld für einen Luxustempel beisammen hat: das Carlisle House in London Soho mit Chambres séparées. Manche sagen, es sei ein Bordell erster Klasse.

Beginn einer exklusiven Konzertereihe

Sicher ist: Erste Klasse Musik gibt es da auch. Johann Christian und Carl Friedrich wohnen um die Ecke und zögern nicht, als die skrupellose Liebhaberin ihnen die musikalische Leitung anvertraut. Die "Bach-Abel Concerts" können starten: Eine Abo-Reihe mit sechs aufeinanderfolgenden Konzerten. Bach und Abel stehen selbst auf der Bühne. Hochexklusiv das Ganze. Rein kommt nur, wer alle sechs Konzerte im Voraus bucht und zahlt - und zwar viel zahlt. Damen müssen ihre Reifröcke aus Platzgründen zu Hause lassen, denn die Konzerte sind heiß begehrt. Und jeder Zuhörer handverlesen - von der Duchess of Kingston - eine der verruchtesten Persönlichkeiten im damaligen London, bekannt für ihre sexuellen Ausschweifungen. Sie hat sich vorbehalten, auszuwählen, wer hereindarf und wer draußen bleiben muss, im allerersten "Bach-Abel Concert" am 23. Januar 1765.

Was heute geschah

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