Little Rock, Arkansas, 9. April 1887. Ein Kind wird geboren. Ein musikalisches Kind. Ein sehr musikalisches Kind. Und doch wird ihm all seine Begabung nichts nützen. Denn es hat zwei Probleme, die einer großen Karriere Zeit seines Lebens im Weg stehen werden: Das Kind ist ein Mädchen und es ist Schwarz. Sein Name ist Florence Beatrice Price.
Bildquelle: wikimedia
Der Beitrag zum Anhören
Im Amerika des 19. Jahrhunderts ist es nicht leicht, Schwarz zu sein. Dabei hat es Florence noch gut getroffen. Ihr Vater ist Zahnarzt. Allerdings ein Zahnarzt, zu dem die Patienten heimlich gehen, denn er ist ein Farbiger. Bereits mit vier Jahren tritt Florence zum ersten Mal als Pianistin auf, ihre erste Komposition veröffentlicht sie mit elf Jahren. Sie gewinnt Preise, gehört zu den Besten am Konservatorium. Ihr Talent ist offensichtlich, ihre ethnische Zugehörigkeit ist es auch. Um ihrer Tochter dennoch eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, überzeugt ihre Mutter Florence, sich als Mexikanerin auszugeben.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzt Antonín Dvořák sich für das afroamerikanische Idiom ein, als wesentlicher Bestandteil einer originär amerikanischen Musiksprache. Dafür wird er berühmt. Florence Price tut, was er proklamiert. Sie arrangiert Spirituals und immerhin dafür erlangt sie einige Berühmtheit. 1933 spielt das Chicago Symphony Orchestra ihre 1. Symphonie in e-Moll. Damit ist Price die erste Schwarze Frau, deren Kompositionen von einem großen amerikanischen Orchester gespielt werden.
Und auch hier folgt sie Dvořáks Rat. Allerdings auf ihre Weise. Ihre Musik ist musikalischer Ausdruck eines modernen afroamerikanischen Lebensgefühls. Kein Zitat, kein Indianer-Klischee. Es ist etwas Eigenes, etwas Echtes. Florence Price steht zu sich, zu dem was sie ist und was sie fühlt. Mag sein, dass manche ihrer Werke sich am allgemeinen Zeitgeschmack orientieren, dem Mainstream folgen. Aber sie tun es nicht mehr und nicht weniger als all die vielen Kompositionen ihrer weitaus erfolgreicheren männlichen Kollegen. Der weißen männlichen Kollegen, versteht sich. Als Price 1953 stirbt, gerät ihre Musik in Vergessenheit. Und wird erst jetzt, mehr als 60 Jahre später, nach und nach wiederentdeckt.
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören - oder Sie abonnieren unseren Podcast. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.