Lichtenthal, 31. Januar 1797. Im Haus zum roten Krebsen am Himmelpfortgrund bekommt der Schullehrer Franz Theodor Nachwuchs. Nachmittags um 13.30 Uhr wird das zwölfte Kind in der Küche der 35 Quadratmeter großen Wohnung geboren. Die Eltern taufen ihn auf den Namen Franz Peter. Die älteren Kinder lieben und verwöhnen den kleinen Franz, ganz besonders sein Bruder Ferdinand. In seinen Armen wird Franz auch im Alter von 31 Jahren entschlafen.
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Was heute geschah: 31. Januar 1797
Obwohl neun der Schubert-Geschwister bereits als Kleinkinder sterben, verzagt keiner. Vielmehr wird gebetet, gedankt und viel musiziert. Der kleine Franz lauscht den anderen neugierig und erfreut alle mit seiner leidenschaftlichen Art gerade so, als ob er ihren Schmerz auffangen wollte.
Als es zu eng wird in der Einzimmerwohnung, wo die Wäsche neben der Suppe kocht, wo alle in einem Raum schlafen, bezieht die Familie das Haus "Zum schwarzen Rössel". Beim Klavierbauer in der neuen Nachbarschaft inspiziert Franz jedes Hämmerchen, jeden Farbtopf und jede Saite aufs Genaueste. Und er darf auch klimpern. Als ihm dann Bruder Ignaz den ersten Klavierunterricht erteilt, sind für den achtjährigen Franz die Würfel gefallen: Musik wird sein Beruf.
Zwar eignen sich seine dicken, kurzen Finger nicht zur Tastenakrobatik, und auch die Violine spielt er nur passabel. Aber das heimliche Komponieren gelingt im ausgezeichnet. Allein der Vater tobt vor Wut und verbietet Franz das Komponieren. Doch der hat schließlich von klein auf gelernt, nicht aufzugeben. Und allmählich wird der Vater weich.
Als in der amtlichen Wiener Zeitung eine Sopranistenstelle im k.-u.k.-Konvikt ausgeschrieben steht, schickt er Franz zum Vorsingen. Im lichtblauen Rock begibt sich der Elfjährige von Lichtenthal in die innere Stadt Wien, um sich examinieren zu lassen. Und Antonio Salieri nimmt ihn an. Damit hat das Kind Franz Schubert endgültig die Reise in die Welt der Töne angetreten.
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Sendung: "Allegro" am 31. Januar 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK