Kalischt in Böhmen, 7. Juli 1860. In Haus Nr. 9 wird der Komponist und Dirigent Gustav Mahler geboren. Seine Symphonien werden die Widersprüche und Abgründe seiner Epoche spiegeln. Doch auch von der Liebe und der Sehnsucht nach ihr, von einer spirituellen Welt jenseits der trivialen, alltäglichen werden sie erzählen. Von einer geistigen Sphäre, deren Widerschein die Schönheit der Natur ist.
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(Bild: Gustav Mahler als Kind)
Im Kind, im Jugendlichen ist diese Zerrissenheit bereits angelegt. 18-jährig schreibt Gustav an den Freund Josef Steiner: "Gewaltsam zerreiße ich die Bande, die mich an den eklen, schalen Sumpf des Daseins ketten, mit der Kraft der Verzweiflung klammere ich mich an den Schmerz, meinen einzigen Tröster. – Da lacht die Sonne mich an – und weg ist das Eis von meinem Herzen, ich sehe den blauen Himmel wieder und die schwankende Blume, und mein Hohnlachen löst sich in das Weinen der Liebe auf."
Fast lässt das erste Foto, das Gustav im Alter von etwa sechs Jahren zeigt, all dies bereits ahnen. Eine abgrundtiefe, fast erschütternde Traurigkeit geht von dem Bild aus. "Es sind die dunklen, tiefen Augen des Kindes Gustav Mahler in Verbindung mit den extrem nach unten gezogenen Mundwinkeln, die dieses Kindergesicht charakterisieren und in seinen Grundzügen bis zum Lebensende bestimmen", schreibt der feinfühlige Mahler-Biograph Jens Malte Fischer. Die musikalische Begabung dieses verträumten, weltvergessenen Kindes tritt frühzeitig zu Tage. Ganz besonders begeistert es sich für die Militärmusik.
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Revelge. Gustav Mahler | Teodor Currentzis, Florian Boesch, musicAeterna
In der schmucken Garnisonsstadt Iglau, wohin die Eltern noch im Jahr seiner Geburt umziehen, wächst er mit dem Klang von Fanfaren, Signalen und Märschen auf. In seinen Symphonien werden sie sich immer wieder finden, als eines jener Elemente, die seiner Musik lange Zeit den Vorwurf der Banalität eintrugen. Kapellmeistermusik nannte man sie abschätzig, bis klar wurde, dass es gerade die ästhetischen Brüche und Widersprüche waren, die Gustav Mahlers Symphonik so prophetisch und zeitlos gültig machten.
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Sendung: "Allegro" am 7. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK