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14. Februar 1738 – Händel vollendet "Xerxes" Die letzte Oper ist fertig

London, 14. Februar 1738. Georg Friedrich Händel schreibt unter die Partitur seiner neuesten Oper: "Fine dell’opera, geendiget auszufüllen den 14. dieses Februars". Schnell muss jetzt alles gehen mit "Xerxes", denn Händel ist finanziell angeschlagen. Allein 9.000 Pfund Verlust in den beiden Spielzeiten am Covent Garden Theatre! Um sein Londoner Opernunternehmen steht es nicht zum ersten Mal miserabel, um seine Gesundheit noch schlechter.

Bildquelle: ©picture alliance/Leemage

Das Kalenderblatt zum Anhören

Die ewigen Geldsorgen, der permanente Druck, neue Opern zu komponieren, die intrigante Konkurrenz am heißumkäpften Londoner Markt setzen ihm über die Jahre zu. Wieder und wieder hat er zuletzt Vorstellungen absagen müssen, "indisponiert" meldet die "London Daily Post" immer öfter. 1737 dann der Zusammenbruch: ein Schlaganfall? Es heißt auch: eine motorische Überbelastung des Muskel- und Nervensystems, oder: Rheuma. Man munkelt sogar: eine chronische Vergiftung durch den Verzehr bleibelasteten Portweins. Die Notbremse: sechs Wochen Kur in Aachen – für Händel, den Unermüdlichen, eine terminliche und finanzielle Katastrophe.

Ist Händels Zeit vorüber?

Er komponiert auch in der Kur wie wild, schließlich muss er die Gerüchte bekämpfen. Selbst in Deutschland heißt es mittlerweile, dass "Händels große Zeit vorüber sei, seine schöpferische Kraft dahin und sein Geschmack nicht mehr zeitgemäß." Wie bitte? Kaum ist Händel Ende November zurück in London, will er es allen zeigen, mit der Komposition von "Xerxes". Eine Oper über den launigen und cholerischen Perserkönig, der aus dem nichts heraus zur Furie werden kann – und sich, in seinen sanften Phasen, so sentimental in den Schatten eines Platanenbaums verliebt, dass jeder, wirklich jeder dahin schmilzt.

Händels Liebeslied an einen Baum

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Handel - Xerxes: Ombra Mai Fu [HQ] | Bildquelle: The Spirit of Orchestral Music (via YouTube)

Handel - Xerxes: Ombra Mai Fu [HQ]

Sechs Wochen Staatstrauer

Die Starbesetzung für die Premiere ist gebucht, Kastrat Caffarelli soll die Titelpartie des Xerxes singen, die prominente Sopranistin Maria Antonia Marchesini den Bruder Arsamene. Doch dann das nächste Desaster: Königin Caroline stirbt, das bedeutet sechs Wochen Staatstrauer für das Haymarket Theatre. Wieder verschiebt sich alles nach hinten, Händel zerrinnt das Geld den Fingern. Traurig auch das vorläufige Ende vom Lied: "Xerxes" fällt bei der Uraufführung durch und schafft gerade mal fünf Wiederholungen. Der einzige Segen vielleicht: Das kann Händel nach der Rekordzeitkomposition Mitte Februar noch nicht wissen …

Und wenn er von oben zuhört, tröstet ihn wohl posthum, dass Xerxes' Arioso "Ombra mai fu" heute an jeder Straßenecke zu Gehör gebracht wird …

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 14. Februar 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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