Es ist eine "Traumhochzeit" zweier musikalischer Superlative: der silbergelockte Halbgott und der Luxusklangkörper, der Virtuose einer medialen Vermarktung und das Ensemble mit einer einzigartigen Tradition, am 5. April 1955 wird Herbert von Karajan zum Künstlerischen Leiter und Chefdirigenten des Berliner Philharmonischen Orchesters ernannt.
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Das Datum markiert den Beginn einer goldenen Ära, die drei Jahrzehnte als Maß aller "klassischen" Dinge gilt und über die der "Spiegel" folgendes schreibt: "Mit Karajan, dem Multimillionär, wurde der Zeremonienmeister auf dem Podest - einzigartig in der Musikgeschichte - zu einem regelrechten Wirtschaftsfaktor". Herbert von Karajan und die Berliner Philharmoniker: Selten wird so makellos musiziert - und noch nie wurde so viel Geld damit verdient. Dank Fernsehen, Schallplatte und CD.
Herbert von Karajan | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Le roi et mort, vive le roi. Der König ist tot, es lebe der König". Angeblich diniert Karajan in einem römischen Hotel, als ihn im November 1954 ein anonymes Telegramm vom Tod des Klangzauberers Wilhelm Furtwängler informiert. Der Weg zur Berliner Chef-Position, dem Olymp des europäischen Musikbetriebs, ist jedoch nicht frei von Hindernissen. Zum einen waren Furtwängler und der ambitionierte Karajan nicht gerade beste Freunde, zum anderen gibt es noch einen Kronprinzen, den sperrigen Furtwängler-Assistenten Sergiu Celibidache. Celi kritisiert und grantelt, Karajan schmeichelt.
Das Ergebnis liegt auf der Hand: Während einer Amerikatournee wählen die Berliner Musiker Herbert von Karajan am 3. März 1955 einmütig zu ihrem neuen Chef. Die offizielle Inthronisation erfolgt einen Monat später. "Mit tausend Freuden" nimmt Karajan die Wahl an. Es ist der strahlende Auftakt eines Wirtschaftswunders im Zeichen Klassischer Musik.
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