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Was heute geschah – 8. Oktober 1932 Ravel hat einen Autounfall mit Folgen

Paris in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1932: Maurice Ravel setzt sich in ein Taxi – und wird in einen Auffahrunfall verwickelt. Das Fahrzeug ist zwar nicht schnell unterwegs, höchstens 20 Stundenkilometer, die Folgen sind trotzdem verheerend.

Bildquelle: picture alliance/Heritage Images

Was heute geschah – 08.10.1932

Ravel hat einen Autounfall mit Folgen

Damals gab es noch keine Airbags oder Sicherheitsgurte. Daher prallt Ravel erst mit der Stirn auf und verliert dabei einige Zähne. Dann schlägt er mit dem Hinterkopf gegen etwas Hartes. Heute vermutet man: "Es könnte eine traumatische Hirnschädigung entstanden sein mit Durchblutungsstörungen im hinteren Versorgungsgebiet des Gehirns. Verbunden mit chronischen Schmerzen der Halswirbelsäule."

Auf dem Höhepunkt des Erfolgs

Ravel ist 57 Jahre alt. Weltweit reißt man sich um ihn. Sein "Boléro", dieses "lange, progressive Crescendo, dieses Orchesterstück ohne Musik", erobert seit vier Jahren mit dem drängelnden Ostinato-Rhythmus die Konzertsäle. Gerade ist, nach einigen Querelen, die erste Aufnahme erschienen.

Erkrankung des Gehirns

Maurice Ravel | Bildquelle: Michael Stegemann: "Maurice Ravel", Reinbek 1996 Maurice Ravel | Bildquelle: Michael Stegemann: "Maurice Ravel", Reinbek 1996 Bereits vor dem Unfall ist Ravel nicht "pumperlgsund". Er leidet phasenweise unter Wortfindungsstörungen. Nun jedoch verstärken sich die Symptome. Er muss manchmal in einem Wörterbuch nachsehen, um sich zu vergewissern, wie man bestimmte Buchstaben schreibt. Für einen Brief braucht er mehrere Tage. Der behandelnde Arzt notiert. "Er fühlt sich nervös, überfordert, kann sich nicht konzentrieren und er leidet an Schlaflosigkeit. Zudem verwechselt er bestimmte Gesten."

Als Ravel im Sommer darauf mit einer Freundin am Strand spazieren geht, will er ihr zeigen, wie man einen Stein auf der Wasseroberfläche hüpfen lassen kann. Sein Gehirn folgt der Anweisung nicht und Ravel wirft den Stein auf seine Begleitung.

Ende des Musikschaffens

Es gibt nur wenige Lichtblicke für ihn. An solchen Tagen kann man sich mit ihm unterhalten, als wäre er gesund. Ravel vereinsamt innerlich und wird immer ängstlicher, fühlt sich, als Folge daraus, unbehaglich und verliert mehr und mehr die Fähigkeit, seinen Zustand in Worte zu fassen. Die Ärzte haben keinen Rat. Ravel komponiert ab jener Oktobernacht kein einziges Stück mehr. Nur einige Skizzen sind erhalten. Er schafft nicht einmal mehr, den Liederzyklus "Don Quichotte a Dulcinee" für einen Film umzuschreiben, weil er nicht weiß, wie er die Noten aufs Papier bringen soll. Die Verbindung im Gehirn zwischen Wille und Ausführung scheint unterbrochen wie eine Stromleitung nach einem Wirbelsturm. Aus dem Star ist mit dem Unfall ein Pflegefall geworden.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 8. Oktober 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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