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11. Oktober 1930 – Menuhin schreibt einen Brief Entzückende Post für Menuhins Geigenlehrer

München, 11. Oktober 1930. Yehudi Menuhin schreibt einen Brief aus München an seinen Lehrer Adolf Busch. Charmant ringt der damals 14-Jährige um die richtigen deutschen Formulierungen. Eine Europatournee im Herbst 1930 hatte Yehudi Menuhin auch nach München geführt, wo er zusammen mit seinem Klavierbegleiter Hubert Giesen – genannt "Hupsie" – aufgetreten war.

Violonist Yehudi Menuhin 1931 | Bildquelle: imago/UIG

Bildquelle: imago/UIG

"Lieber Professor Busch: Ich versuche in Deutsch zu schreiben, aber ich glaube, dass ich Geige besser kann. Dem (oder das?) Konzert war sehr gut und Hupsie hat anständig gespielt. In dem Beethoven wir waren tadlos zusammen und haben uns musikalisch verstanden. In dem Bach ich habe gezieht und nicht viel gedrückt. Den Dvorak hat niemals so gut gegangen und die kleinere Stücker waren wirklische tadlos. Im ganzen ich habe rein gespielt."

Enescu und Busch – wegweisende Lehrer

Für Menuhin waren in jungen Jahren zwei Lehrer-Persönlichkeiten wegweisend: George Enescu und Adolf Busch. Enescu erkannte früh Menuhins Begabung, war aber auch weitsichtig genug zu erkennen, dass zur vollkommenen Ausbildung des jungen amerikanischen Geigers noch etwas fehlte: nämlich eine strenge und kontrollierte Interperetationskultur. Also schickte er ihn zu Adolf Busch, dem bedeutendsten deutschen Geiger jener Zeit. In zwei Sommern lernte Menuhin neben dem Handwerk vor allem auch die künstlerische Haltung kennen, für die Adolf Busch stand: "Ich bin ja weniger ein Geiger als ein Musiker, der die Geige spielt."

Was kann ein Wunderkind noch lernen?

Technisch konnte Busch dem Wunderkind nichts mehr beibringen. Seine Aufgabe war es, das musikalische Temperament Menuhins zu kanalisieren, Bogentechnik wie Fingersatz penibel so zu analysieren, dass sie der musikalischen Phrasierung dienten. Menuhin drückt seine Dankbarkeit für die musikalischen Impulse in mehreren Briefen aus, die er im Herbst 1930 an Busch schrieb – und berichtet nebenbei noch von seinen Reise-Erlebnissen:

"München ist eine schöne(n?) Stadt. Jetzt gehen wir zur Deutsches Museum und nachmittag zu einem "See" bei die Hochen Bergen. Leben sie wohl! Ich hoffe, dass wir werden uns treffen am wegs. Wie immer, ihren (zu) dankbar, Yehudi"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 11. Oktober 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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